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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0036
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30

Hermann Güntert:

zeichnen, die für die Salzgewinnung nötig war und sich bei eigentlichen Schacht-
und Grubenanlagen anderer Bergwerke nicht findet.
88. Νύσσα ist «Schranke in der Rennbahn, Wendesäule». Das
Wort ist vorgriechisch wegen kleinasiatisch Νύσ(σ)α und aus *nursa
entstanden; denn ich vergleiche es mit Νώρα (Stadt in Kappadokien),
Νύριλα in Lykien, Νωρεία, sardisch Νώρα, italien. Nuoro und vor
allem mit dem sardischen Namen der eigentümlichen, megalithischen
Rundbauten, der sog. Nuragen, sard. nuras Ccavitä circolari nella
roccia’, nuraghe 'casa circolare in pietro a cono tronco’: griech.
νύσσα heißt also «kreisrunde Steinanlage».
39. θόλος bedeutet «Grube, unterirdischer Kuppelbau», θολιά
«besonderer Kopfputz der Frauen». Reide Redeutungen machen von
vornherein vorgriechische Herkunft wahrscheinlich. Zu der Bezeich-
nung für die Frisur verweise ich nur auf die Darstellung der jonischen
τρυφή in Thukydides’ Archäologie (κρωβύλοΐ und τέττιγες). Mit Recht
nahm daher Hoffmann (Gesell, d. gr. Sprache 15) bereits an, daß
wir es hier mit einem ungriechischen Wortstamm zu tun haben.
Dies bestätigen weiter (wegen des Suffixes -amo-) θάλ-αμο-ς «Schlaf-
zimmer», θαλ-άμη «Schlupfwinkel» und θέλ-υμνο-ν «Grundlage, Funda-
ment», τετρα-θέλυμνος «mit vier Lagen». Diese Wörter kehren wieder
in altbulgar. doh «Loch, Grube» und dem germanischen Wort Tal
(got. dal «Grube, Tal», ahd. tal, as. dal, angels. diel, altfries. del «Tal»).
Wir haben wieder ein Bergwerkswort, bzw. ein Fachwort des Stein-
baus und müssen trotz des Scheins der Urverwandtschaft diese Formen
dem gemein-indogermanischen Wortvorrat absprechen; das Wort hat
sich vielmehr vom Süden her in vorhistorischer Zeit von Stamm
zu Stamm verbreitet.
40. Ganz ähnlich urteile ich über θέμεθλα plur. «Grund»,
θεμέλιος «Grundstein», homer. (mit metr. Dehnung) θεμείλια plur.
«Fundament», θεμέρη * βέβαια, εύσταθής (Hes.), die wir nach Schulzes
sehr einleuchtender Vermutung (Quaest. ep. 224) in got. faur-dammjan
«eindämmen», mhd. tarn, niederd. dam, altisl. dammr «Damm»,
ahd. far-temnit «eingedämmt» wiederfinden. Aus dem griechischen
θεμέλιον stammt slavisch temelb «Fundament», das die südslavischen
Sprachen (sloven., serbokroat., bulgar.) besitzen.
41. Πέργη in Etrurien, Πέργος in Sizilien kehrt wieder in dem
von Kallimachos erwähnten Πέργη in Pamphylien (Hymn. III, 187),
es reihen sich an Πέργασσα in Karien und Πέργαμος auf Kreta,
Πέργαμον in Mysien, Περγάμη in Kilikien und Πέργαμον, die be-
 
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