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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0044
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38

Hermann Güntert:

die heute im Volk für die Steinhügel der Megalithbevölkerung üblich
sind, und an das, was wir oben von den Lapithen sagten (§ 21).
Daß Riesen gerade mit Steinen und Felsblöcken zu tun haben, ist auch
in nordischer Sage ein bekanntes Motiv. Dafür aber, daß der Name
eines geschichtlichen Volkes später den Sinn «Riesen» erlangte, nach-
dem die historischen Verhältnisse von Sagen verdunkelt waren, lassen
sich zweifelsfreie Belege anführen. So stammt altbulgar. spolim,
ispolim «Riese» von dem Völkernamen Spali, altbulgar. stufo «Riese»
aus *tjuä- geht auf die Tliiudi (Jordan. Get. 23) zurück, den Namen
eines Gotenstammes (zu gotisch piudci «Volk»). Cechisch obr «Riese»
ist aus dem Namen Awaren gebildet.1 * Daß andrerseits den Etruskern
verwandte Stämme im Alpengebiet bis nach süddeutschem und öster-
reichischem Gebiet vorrückten, bezeugt schon Livius V, 33: Alpinis
quoque ea gentibus haud dubie origo est (sc. wie den Tuscern), maxime
Raetis: quos loca ipsa efferarunt, ne quid ex antiquo, praeter sonum
linguae, nec eum incorruptum retinerent. Dasselbe besagt die ras-
sische Eigenschaft der alpinen, besonders rundköpfigen Stämme, der
Typus des homo Alpinus’, der in Kleinasien wiederkehrt. Und ebenso
bezeugen es die sprachlichen Zusammenhänge, die man schon längst
für Ortsnamen festgestellt hat (z. B. Velthurns·. etrusk. vd&urna, La-
durns: etrusk. lar&urusa, Tauern, Taurisci: pisidisch Tauro.? u. a.).
Diese Tatsachen sind nicht zu leugnen, und vage Wurzel-
etymologien. wie *pursa «Riese» zu pyrja «lärmen» (Falk-Torp
Et. Wb. d. norw. Spr. II, 1275), können wahrlich nicht mehr als
Gegenerklärung in Betracht kommen. Gerade unsere eigenen Wort-
studien brachten neues Material für diese Zusammenhänge.
51. Die Lykier hatten in ihrer eigenen Selbstbezeichnung den
Namen Trmmili, was bei Herodot (I, 173) als Τεομίλαί. erscheint.
Der Name ist noch unerklärt. Ich stelle das Wort zu altbulgar.
trewn, serbisch trijem, polnisch trzem, russisch tereim «Turm,
Obergeschoß, Erker, Dachstube», griechisch τέρεμνον «Haus, Zim-
mer», τέραμνον (Euripides Alk. 459, Phoin. 335), τέρεμνον οϊκων
(Eur. Hipp. 418), ΓΙεργάμων τέρεμνα (Troad. 1297), Ungar, terem
«Saal», rumän. terim, alban. trem Atrium'. Ableitungen auf -U-
sind lykisch gut bezeugt, z. B., ebeli Kal. 44b 2; 107, 1: ebe, nteli
55, 4: nta; trbbeli 65, 11: trbbi, qrbbli 44d 1. 26. Ebenso
lydisch: ismen-lis: Ισεμένδας (XII, 7), liatovalis X, 1 : Ιναδόας, Jcumlilid
1 Angelsächs. entas «Kiesen» (aus *antiöz) hat man mit dem Namen der
Antae, wie östliche Slavenstämme genannt wurden, zusammengebracht: vgl. auch
Hünen «Riesen» und Heunen (Much Deutsche Stammeskunde3 1920, 37f.).
 
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