Das Pindargedicht des Horaz.
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Quo nihil maius meliusve terris fata donavere bonique divi nee
dabunt, quamvis redeant in aurum tempora priscum. Horaz ist zu
sehr ergriffen von der echten und schlichten Größe des Caesar, dem
er seit wenigen Jahren auch menschlich nahegekommen ist, als daß
er es über sich brächte ihn und seine Erfolge in einem eigentlichen
Enkomion unmittelbar zu preisen. Schmerzhaft leidet dieser Mann,
dem guter Geschmack und unbedingter Takt notwendig sind wie
die Luft die er atmet, unter der feilen Maßlosigkeit der zeitgenös-
sischen Panegyrik1. Gerade weil er den Princeps besser versteht
und ehrlicher bewundert als die meisten es können, hindert ihn der
pudor2, die αιδώς, an ungehemmtem Lohspruch. Schon früh, als
er persönlich dem Herrscher noch fern stand, hat er für ihn die
Huldigung έν παρεκβάσει3 zu großer Feinheit ausgebildet (sat. 2, 1,
12ff.) und noch nach dem Juliusgedicht hält er diese Form des
nur beiläufigen Enkomion fest, wenn es auch jetzt einen gewaltig
vertieften Gehalt aufnimmt (epist. 2, 1, 1—19. 250ff.). Auf Drusus
und Tiberius die gewünschten Epinikien, auch in pindarischen
Tönen, zu dichten, das beschwert ihn nicht; geht es aber um den
Caesar, so schiebt er die Aufgabe von sich fort einem andern zu.
Da war die Weigerung, wenn er nicht sein Inneres enthüllen wollte,
kaum anders zu begründen als im Übertreiben des Anspruchs wie
des eigenen Ungenügens.
Aber das Gedicht bleibt ja nicht hei der Weigerung stehen.
Die große anspruchsvolle Leistung soll allerdings Julius Antonius
übernehmen; so scheidet Horaz als Dichter gänzlich aus, denn die
operosa carmina, die ihm, wie er behauptet, allein zu Gebote stehen,
wären für ein so glanzvolles Fest viel zu schmächtig. Der Dichter
will in der Tat diesmal schweigen. Tum meae, si quid loquar audien-
dum, vocis accedet bona pars et 'o sol pulcher, o laudande’ canam
recepto Caesare felix. Die Stimme, die hier nebenbei hinzukommt,
ist zwar die des Horaz, aber nicht des berühmten vates, dessen sich
die junge Sängerin des Saecularchors noch in späten Jahren be-
glückt und stolz erinnern wird, sondern irgendeines schlichten
Quintus, eines aus der tausendköpfigen Menge, die in Erwartung
1 Man muß den Degoüt spüren, mit dem er, über den unmittelbaren
Zweck der Argumentation hinaus, seinen Lesern die Kostprobe der laudes
Augusti epist. 1, 16, 26ff. mitteilt.
2 Unter den Stellen, an denen das Wort sich bei Horaz findet, sind
einige für den hier besprochenen Zusammenhang sehr aufschlußreich.
3 Über die Bedeutung dieser Form für Horaz im allgemeinen macht
treffende Bemerkungen Archibald Y. Campbell, Horace (London 1924) 229ff.
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Quo nihil maius meliusve terris fata donavere bonique divi nee
dabunt, quamvis redeant in aurum tempora priscum. Horaz ist zu
sehr ergriffen von der echten und schlichten Größe des Caesar, dem
er seit wenigen Jahren auch menschlich nahegekommen ist, als daß
er es über sich brächte ihn und seine Erfolge in einem eigentlichen
Enkomion unmittelbar zu preisen. Schmerzhaft leidet dieser Mann,
dem guter Geschmack und unbedingter Takt notwendig sind wie
die Luft die er atmet, unter der feilen Maßlosigkeit der zeitgenös-
sischen Panegyrik1. Gerade weil er den Princeps besser versteht
und ehrlicher bewundert als die meisten es können, hindert ihn der
pudor2, die αιδώς, an ungehemmtem Lohspruch. Schon früh, als
er persönlich dem Herrscher noch fern stand, hat er für ihn die
Huldigung έν παρεκβάσει3 zu großer Feinheit ausgebildet (sat. 2, 1,
12ff.) und noch nach dem Juliusgedicht hält er diese Form des
nur beiläufigen Enkomion fest, wenn es auch jetzt einen gewaltig
vertieften Gehalt aufnimmt (epist. 2, 1, 1—19. 250ff.). Auf Drusus
und Tiberius die gewünschten Epinikien, auch in pindarischen
Tönen, zu dichten, das beschwert ihn nicht; geht es aber um den
Caesar, so schiebt er die Aufgabe von sich fort einem andern zu.
Da war die Weigerung, wenn er nicht sein Inneres enthüllen wollte,
kaum anders zu begründen als im Übertreiben des Anspruchs wie
des eigenen Ungenügens.
Aber das Gedicht bleibt ja nicht hei der Weigerung stehen.
Die große anspruchsvolle Leistung soll allerdings Julius Antonius
übernehmen; so scheidet Horaz als Dichter gänzlich aus, denn die
operosa carmina, die ihm, wie er behauptet, allein zu Gebote stehen,
wären für ein so glanzvolles Fest viel zu schmächtig. Der Dichter
will in der Tat diesmal schweigen. Tum meae, si quid loquar audien-
dum, vocis accedet bona pars et 'o sol pulcher, o laudande’ canam
recepto Caesare felix. Die Stimme, die hier nebenbei hinzukommt,
ist zwar die des Horaz, aber nicht des berühmten vates, dessen sich
die junge Sängerin des Saecularchors noch in späten Jahren be-
glückt und stolz erinnern wird, sondern irgendeines schlichten
Quintus, eines aus der tausendköpfigen Menge, die in Erwartung
1 Man muß den Degoüt spüren, mit dem er, über den unmittelbaren
Zweck der Argumentation hinaus, seinen Lesern die Kostprobe der laudes
Augusti epist. 1, 16, 26ff. mitteilt.
2 Unter den Stellen, an denen das Wort sich bei Horaz findet, sind
einige für den hier besprochenen Zusammenhang sehr aufschlußreich.
3 Über die Bedeutung dieser Form für Horaz im allgemeinen macht
treffende Bemerkungen Archibald Y. Campbell, Horace (London 1924) 229ff.