Das Pindargedicht des Hora?.
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seinen Anfang genommen; jedoch vor der Segensfidle und dem ein-
fachen Glück des neuen Zeitalters, custode rerum Caesare, zergeht
das Artistentum und jeder in der Vereinzelung befangene Anspruch;
an die Stelle des klugen Kunstwerks tritt das allgemeine Gut ver-
trauter Überlieferungen und knüpft die schöne Gegenwart an die
Urväterzeit: nosque et profestis lucibus et sacris . . . cum prole
matronisque nostris . . . virtute functos more patrum duces . . . Troiam-
que et Anchisen et almae progeniem Veneris canemus.
Nach langen Mühen und schweren Enttäuschungen hatten dem
Horaz, als er es kaum noch erhoffte, Tyche und Daimon im Verein
die Sehnsucht seiner Jugend erfüllt; er war jetzt als erster und
einziger Romanae fidicen lyrae. Gleich fern von Überheblichkeit wie
von Kleinmut genießt er den kostbaren Ruhm und wächst in
seinem Genüsse. Und sobald die Stunde es fordert, bewährt er sich
auch in den folgenden Jahren als Roms großer Dichter, scheut sich
nicht profundo ore zu singen, wo immer sich das gebührt. Quid
debeas o Roma Neronibus, testis Metaurum flumen . . . Aber den
Einen, in dem er die Gewähr sieht für jegliches Gedeihen seiner
selbst und aller anderen, den mag er nicht im Hymnus preisen
und nicht mehr kraft besonderer Gabe; was alle, bis zum
geringsten Winzer und Ackersmann, empfinden, das wünscht er
jetzt dem Caesar za sagen — daß er es freilich so sagen kann, das-
ist für ihn und für uns das höchste Geschenk seiner Muse.
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seinen Anfang genommen; jedoch vor der Segensfidle und dem ein-
fachen Glück des neuen Zeitalters, custode rerum Caesare, zergeht
das Artistentum und jeder in der Vereinzelung befangene Anspruch;
an die Stelle des klugen Kunstwerks tritt das allgemeine Gut ver-
trauter Überlieferungen und knüpft die schöne Gegenwart an die
Urväterzeit: nosque et profestis lucibus et sacris . . . cum prole
matronisque nostris . . . virtute functos more patrum duces . . . Troiam-
que et Anchisen et almae progeniem Veneris canemus.
Nach langen Mühen und schweren Enttäuschungen hatten dem
Horaz, als er es kaum noch erhoffte, Tyche und Daimon im Verein
die Sehnsucht seiner Jugend erfüllt; er war jetzt als erster und
einziger Romanae fidicen lyrae. Gleich fern von Überheblichkeit wie
von Kleinmut genießt er den kostbaren Ruhm und wächst in
seinem Genüsse. Und sobald die Stunde es fordert, bewährt er sich
auch in den folgenden Jahren als Roms großer Dichter, scheut sich
nicht profundo ore zu singen, wo immer sich das gebührt. Quid
debeas o Roma Neronibus, testis Metaurum flumen . . . Aber den
Einen, in dem er die Gewähr sieht für jegliches Gedeihen seiner
selbst und aller anderen, den mag er nicht im Hymnus preisen
und nicht mehr kraft besonderer Gabe; was alle, bis zum
geringsten Winzer und Ackersmann, empfinden, das wünscht er
jetzt dem Caesar za sagen — daß er es freilich so sagen kann, das-
ist für ihn und für uns das höchste Geschenk seiner Muse.