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Fraenkel, Eduard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 2. Abhandlung): Das Pindargedicht des Horaz — Heidelberg, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.40164#0003
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Nur wenige Gedichte des Horaz haben eine so reiche Wirkung
ausgeübt wie das zweite Lied des vierten Buches, Pindarum quis-
quis studet aemulari. Seine hinreißende Charakteristik des rdircae-
ischen Schwanes’ vertrat für viele Jahrhunderte so gut wie allein
das Wesensbild des alten Dichters, in dessen schweres Werk man
noch nicht einzudringen vermochte1. Aber wie so oft reicht auch
hier über das, was am stärksten nachgewirkt hat, der im Sinne des
Schöpfers wesentliche Gehalt noch hinaus. Die Ode, eine der ge-
wichtigsten Aussagen des späten Horaz über die Art und die Grenze
seines Dichtens, ist als solche noch nicht zulänglich verstanden,
trotz angespannter, zum Teil vielleicht gerade infolge allzu ange-
spannter Bemühungen bedeutender Interpreten. Im folgenden
werden Irrtümer der neueren Forschung nur da berührt, wo eben
sie auf besondere und bedeutungsvolle Züge des Gedichts hin-
führen. Der Betrachtung des Aufbaus und des beherrschenden
Gehalts, auf die es hier vor allem ankommt, gehen ein paar Bemer-
kungen zu einzelnen Stellen voran; dabei ist die wertvolle von
Kiessling-Heinze gebotene Erklärungsmasse als bekannt voraus-
gesetzt. Die darauf folgende Übersetzung soll der Entlastung meiner
Interpretation dienen und zugleich dem bequemeren Überblick
über das Ganze; im übrigen darf sie nur als Hinweis zum Urtext
gelten; für sich allein hätte sie kein Daseinsrecht.
Einzelerläuterungen
Die mit V. 5 beginnende, fünf Strophen füllende Periode ist
von Heinze fein gewürdigt worden; hinzuzufügen wäre nur noch
daß nicht nur 11 devolvil Gm Bilde des Bergstroms’ bleibt, sondern
ebenso per audacis dithyrambos: die Dithyramben sind wie das Bett
und Wasser des Gießbachs, durch dessen Lauf die 'neuen Worte’
zu Tal gewälzt werden2 wie Felsblöcke3. Auch in dem folgenden
1 Vgl. Wilamowitz, Pindaros 4.
2 Nicht nur wegen des devolvere darf man erinnern an die wundervolle
Schilderung des Tiber, deren eines Stück lautet (3, 29, 36) fluminis . . . nunc
lapides adesos stirpisque raptas et pecus et domos volventis una, non sine mon-
lium clamore vicinaeque silvae.
3 Bei den nova verba wird gerade auch an jene schwerwuchtenden Bil-
dungen gedacht sein, welche die Komiker als άμαξιαΐα oder γομφοπαγή ρήματα
bezeichnen, wie z. B. die σχοινοτένεια άοιδά.

1*
 
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