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Waltpier Kolbe:
aufnahm, und es hat schließlich durch das Abkommen von 226
dem karthagischen Vordringen einen Riegel vorgeschoben. Man
mag die Dinge wenden, wie man will, mit 'Ehre5 und 'Sicherheit’
des römischen Staates läßt sich diese Politik nicht begründen1.
Wenn man die Sache beim richtigen Namen nennt, muß man zu-
gestehen, daß die Vormacht Italiens sich in Verhältnisse einmischte,
die sie nichts angingen. Es ist nicht anders — Rom betrachtet
sich bereits im Jahre 230 als 'im Westen des Mittelmeerbeckens
interessierte’ Macht2.
Es ist ein Erfolg der Erforschung der massaliotischen Ge-
schichte durch die französischen Gelehrten3, wenn das Ründnis
mit Sagunt heute aus der Vereinzelung gerückt ist. Wir wußten
schon immer, daß Massalia in dem Zeitraum zwischen 241 und 2184
sich in das Treuverhältnis zu Rom begeben hat, das sein Schicksal
für alle Zukunft bestimmt hat. Damit hatte Rom nicht nur in
Südgallien Interessen geworben, sondern sein Rlick war auch auf
die massaliotischen Kolonien im fernen Westen gelenkt worden.
Daher wird man der Vermutung von Giere, daß die griechische
Handelstadt die treibende Kraft in der römischen Westpolitik ge-
wesen ist, den Glauben nicht versagen. Für Massalia war das Auf-
blühen des karthagischen Reiches in Spanien — hier liegt der
Unterschied gegen Rom handgreiflich zutage — wirklich eine
Gefahr. Von seinen an der spanischen Ostküste gelegenen Kolonien
lag Meinake seit Jahren innerhalb der karthagischen Zone, Alonai
und Hemeroskopion waren Ende der dreißiger Jahre unmittelbar
bedroht. Aus eigener Kraft konnte es dem systematischen Vor-
dringen der semitischen Kolonisatoren auf die Dauer keinen Wider-
stand leisten. So ist es durchaus zu verstehen, daß es, nachdem es
im Ründnis mit Rom seine politische Unabhängigkeit geopfert
hatte, nun wenigstens darauf hinarbeitete, daß die italische Groß-
macht die Sorge für die Sicherung der eigenen Interessen im Westen
übernahm. Schon die Entsendung der Gesandtschaft von 231
wird sein Werk gewesen sein, letzten Endes wohl auch die Annähe-
rung von Sagunt an Rom. Es mag dahingestellt bleiben, ob die
Saguntiner sich mit der Ritte um Hilfe zuerst an die Massalioten
1 Gelzer, 163.
2 Otto, a. O.
3 Gsell, Histoire d’Afrique du nord III 135f., vor allem Clerc Massalia
1929 11, 1 ff. Von Deutschen nenne ich Otto 497.
4 Liv. 21, 20, 8 erwähnt die Massalioten im Jahre 218 als socii populi
Romani.
Waltpier Kolbe:
aufnahm, und es hat schließlich durch das Abkommen von 226
dem karthagischen Vordringen einen Riegel vorgeschoben. Man
mag die Dinge wenden, wie man will, mit 'Ehre5 und 'Sicherheit’
des römischen Staates läßt sich diese Politik nicht begründen1.
Wenn man die Sache beim richtigen Namen nennt, muß man zu-
gestehen, daß die Vormacht Italiens sich in Verhältnisse einmischte,
die sie nichts angingen. Es ist nicht anders — Rom betrachtet
sich bereits im Jahre 230 als 'im Westen des Mittelmeerbeckens
interessierte’ Macht2.
Es ist ein Erfolg der Erforschung der massaliotischen Ge-
schichte durch die französischen Gelehrten3, wenn das Ründnis
mit Sagunt heute aus der Vereinzelung gerückt ist. Wir wußten
schon immer, daß Massalia in dem Zeitraum zwischen 241 und 2184
sich in das Treuverhältnis zu Rom begeben hat, das sein Schicksal
für alle Zukunft bestimmt hat. Damit hatte Rom nicht nur in
Südgallien Interessen geworben, sondern sein Rlick war auch auf
die massaliotischen Kolonien im fernen Westen gelenkt worden.
Daher wird man der Vermutung von Giere, daß die griechische
Handelstadt die treibende Kraft in der römischen Westpolitik ge-
wesen ist, den Glauben nicht versagen. Für Massalia war das Auf-
blühen des karthagischen Reiches in Spanien — hier liegt der
Unterschied gegen Rom handgreiflich zutage — wirklich eine
Gefahr. Von seinen an der spanischen Ostküste gelegenen Kolonien
lag Meinake seit Jahren innerhalb der karthagischen Zone, Alonai
und Hemeroskopion waren Ende der dreißiger Jahre unmittelbar
bedroht. Aus eigener Kraft konnte es dem systematischen Vor-
dringen der semitischen Kolonisatoren auf die Dauer keinen Wider-
stand leisten. So ist es durchaus zu verstehen, daß es, nachdem es
im Ründnis mit Rom seine politische Unabhängigkeit geopfert
hatte, nun wenigstens darauf hinarbeitete, daß die italische Groß-
macht die Sorge für die Sicherung der eigenen Interessen im Westen
übernahm. Schon die Entsendung der Gesandtschaft von 231
wird sein Werk gewesen sein, letzten Endes wohl auch die Annähe-
rung von Sagunt an Rom. Es mag dahingestellt bleiben, ob die
Saguntiner sich mit der Ritte um Hilfe zuerst an die Massalioten
1 Gelzer, 163.
2 Otto, a. O.
3 Gsell, Histoire d’Afrique du nord III 135f., vor allem Clerc Massalia
1929 11, 1 ff. Von Deutschen nenne ich Otto 497.
4 Liv. 21, 20, 8 erwähnt die Massalioten im Jahre 218 als socii populi
Romani.