Die Kriegsschuldfrage von 218 v. Ghr. Geb.
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gewandt haben1. Sicher aber ist, daß die Ibererstadt, wie Gewicht
und Stil ihrer Münzen zeigt, zu den Kolonien Emporiaeund Rliodai
in nahen Beziehungen gestanden hat2. So ist der Weg von Sagunt
nach Rom zum mindesten mittelbar über massaliotische Häfen
gegangen. Und wenn Massalia in der römischen Westpolitik die
treibende Kraft war, so wird auch der dritte Schritt Roms auf
spanischem Boden verständlich, die besondere Grenzziehung in
dem Abkommen mit Hasdrubal. Denn indem der Ebro zur Scheide
der beiderseitigen Einflußsphären gemacht wurde, sollten die
Tochterstädte des Nordens, Rhodae und Emporiae, vor dem Schick-
sal ihrer Schwestern im Süden bewahrt bleiben. Aber ganz un-
eigennützig ist die Haltung der Römer nicht gewesen. Nicht um
der schönen Augen ihrer massaliotischen Freunde willen haben
sie in Spanien eingegriffen, sondern sie meldeten eigene Ansprüche
an. So wiederhole ich noch einmal, bereits um 230 betrachtet
sich Rom als eine Mittelmeermacht, die an der Gestaltung der
Verhältnisse in Spanien interessiert ist3.
B. Aber nicht nur den Westen des Mittelmeers beginnt Rom
in den Bereich seiner politischen Berechnungen einzubeziehen.
Auf der Ostseite der Adria liegen die Verhältnisse grundsätzlich
nicht anders. Ich bin mir darüber klar, daß noch jüngst von sehr
angesehener Seite die gegenteilige Meinung verfochten wurde,
daß die Illyrischen Kriege um der Sicherheit und Ehre des römi-
schen Staates 'unumgänglich’ gewesen seien4. Zu dem Zweck wird
der Bericht des Fabius nachgeschrieben, wie er bei Polybios II 8ff.
vorliegt, wird die kühne Antwort des jugendlich raschen L. Corun-
canius und der feige Gesandtenmord der Barbarenkönigin erzählt
und daran die Behauptung geknüpft, daß angesichts einer solchen
Haltung selbst die bewundernswerte 'Friedensliebe’ der römischen
Senatoren ihr Ziel verfehlen mußte5. Aber wir müssen auch in
1 Pais I 199, 326.
2 Vgl. Schulten, Phil. Wochenschr. 1927, 1582.
3 Die politische Bedeutung des Ebrovertrages hat auch de Sanctis
ähnlich beurteilt III 1, 411 ff. Holleaux lobt a. O. 136 seine Gesamtbeurtei-
lung des spanischen Problems. Bezeichnenderweise lehnt er es aber ab, einen
imperialistischen Zug in der Haltung Roms anzuerkennen. Er würde sonst
gewiß die Ostprobleme in einem anderen Lichte gesehen haben.
4 Holleaux, a. O. 5ff., 98ff., Gelzer, 142ff., bes. 144 und 147.
5 holleaux 100: Tetonnante patience observee jusque lä par les
Patres’, vgl. rils (les hommes d’Etat romain) Font du et non voulu faire;
eile (la guerre) a 6t6 imposäe’.
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gewandt haben1. Sicher aber ist, daß die Ibererstadt, wie Gewicht
und Stil ihrer Münzen zeigt, zu den Kolonien Emporiaeund Rliodai
in nahen Beziehungen gestanden hat2. So ist der Weg von Sagunt
nach Rom zum mindesten mittelbar über massaliotische Häfen
gegangen. Und wenn Massalia in der römischen Westpolitik die
treibende Kraft war, so wird auch der dritte Schritt Roms auf
spanischem Boden verständlich, die besondere Grenzziehung in
dem Abkommen mit Hasdrubal. Denn indem der Ebro zur Scheide
der beiderseitigen Einflußsphären gemacht wurde, sollten die
Tochterstädte des Nordens, Rhodae und Emporiae, vor dem Schick-
sal ihrer Schwestern im Süden bewahrt bleiben. Aber ganz un-
eigennützig ist die Haltung der Römer nicht gewesen. Nicht um
der schönen Augen ihrer massaliotischen Freunde willen haben
sie in Spanien eingegriffen, sondern sie meldeten eigene Ansprüche
an. So wiederhole ich noch einmal, bereits um 230 betrachtet
sich Rom als eine Mittelmeermacht, die an der Gestaltung der
Verhältnisse in Spanien interessiert ist3.
B. Aber nicht nur den Westen des Mittelmeers beginnt Rom
in den Bereich seiner politischen Berechnungen einzubeziehen.
Auf der Ostseite der Adria liegen die Verhältnisse grundsätzlich
nicht anders. Ich bin mir darüber klar, daß noch jüngst von sehr
angesehener Seite die gegenteilige Meinung verfochten wurde,
daß die Illyrischen Kriege um der Sicherheit und Ehre des römi-
schen Staates 'unumgänglich’ gewesen seien4. Zu dem Zweck wird
der Bericht des Fabius nachgeschrieben, wie er bei Polybios II 8ff.
vorliegt, wird die kühne Antwort des jugendlich raschen L. Corun-
canius und der feige Gesandtenmord der Barbarenkönigin erzählt
und daran die Behauptung geknüpft, daß angesichts einer solchen
Haltung selbst die bewundernswerte 'Friedensliebe’ der römischen
Senatoren ihr Ziel verfehlen mußte5. Aber wir müssen auch in
1 Pais I 199, 326.
2 Vgl. Schulten, Phil. Wochenschr. 1927, 1582.
3 Die politische Bedeutung des Ebrovertrages hat auch de Sanctis
ähnlich beurteilt III 1, 411 ff. Holleaux lobt a. O. 136 seine Gesamtbeurtei-
lung des spanischen Problems. Bezeichnenderweise lehnt er es aber ab, einen
imperialistischen Zug in der Haltung Roms anzuerkennen. Er würde sonst
gewiß die Ostprobleme in einem anderen Lichte gesehen haben.
4 Holleaux, a. O. 5ff., 98ff., Gelzer, 142ff., bes. 144 und 147.
5 holleaux 100: Tetonnante patience observee jusque lä par les
Patres’, vgl. rils (les hommes d’Etat romain) Font du et non voulu faire;
eile (la guerre) a 6t6 imposäe’.