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Walther Kolbe:
diesem Falle Anlässe und wirkliche Ursachen unterscheiden;
m. a. W. wir müssen versuchen, die illyrischen Kriege in einen
größeren Zusammenhang einzuordnen. Die Klagen über die Über-
griffe der Piratenkapitäne können nun wahrlich nicht die Anwen-
dung kriegerischer Mittel als berechtigt erscheinen lassen. Denn
auf illyrischer Seite hat es keineswegs an dem gutenWillen gefehlt,
den römischen Staatsinteressen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Lautet doch die Antwort der Königin Teuta in ihrem ersten Teil:
xolvy) [xiv £(prj <ppovTÜ£!-v, tva gYjSsv äStxYjfxoc yiVYjTai ' PcDfxociotx; sE,
’IXXupuov! Es darf daher nicht behauptet werden, daß die Sicher-
heit des Staates den Krieg unvermeidlich gemacht hätte. Allein
es gab neben den Beschwerden der italischen Seefahrer ernstere
politische Gründe. Sie sind von (Fabius und) Polybios nicht her-
ausgearbeitet und lassen sich nur aus den Andeutungen der Über-
lieferung des späten .Justin erschließen.
Die Verhältnisse auf dem Balkan zeigen in den dreißiger Jah-
ren ein Bild unerfreulichen politischen Elends. Makedonien ist
unter dem unfähigen Demetrios II. in dauerndem Niedergang
begriffen. Infolgedessen verliert es nicht nur in Griechenland
einen Bundesgenossen nach dem andern, sondern es ist auch außer-
stande seinen epeirotischen und akarnanischen Freunden, die von
den Illyriern einer-, den Aitolern andrerseits bedroht werden,
Hilfe zu bringen. In das kleinliche Gezänk dieses politischen
Alltags werden die Römer noch vor 230 zum ersten Male durch
ein Hilfsgesuch der Akarnanen hineingezogen. Sie haben es nicht
abgelehnt1, in ihrem Interesse bei den Aitolern zu intervenieren,
aber die abweisende Antwort, die ihnen zuteil wurde, belehrte sie
sehr bald, daß sie auf die falsche Karte gesetzt hatten. Die Nutz-
nießer dieser Lage sind die Illyrier gewusen, die inzwischen in ein
Freundschaftsverhältnis zu den Makedonen getreten waren. Es
ist ihnen gelungen, Epeiros wrie Akarnanien in ein Abhängigkeits-
verhältnis zu bringen2. Damit nicht zufrieden gefährdeten sie die
griechischen Städte Ker’kyra, Apollonia und Epidamnos, das Korfu,
1 Mit de Sanctis Uli, 278, 23, Beloch, Gr. Gesch. IV, 1, 664 und
Gelzer bin ich im Gegensatz zu Holleaux der Ansicht, daß Justins Nach-
richt von der ersten römischen Gesandtschaft (28, 2 lff.f historisch ist. Hol-
leaux will sie wie die erste Gesandtschaft nach Spanien aus der Geschichte
streichen. Er begeht dabei den Irrtum S. 15, 4f., die Vollständigkeit von
Polybios’ Darstellung zu überschätzen.
2 Vgl. Niese. Gesch. d. gr. mak. St., II 280.
Walther Kolbe:
diesem Falle Anlässe und wirkliche Ursachen unterscheiden;
m. a. W. wir müssen versuchen, die illyrischen Kriege in einen
größeren Zusammenhang einzuordnen. Die Klagen über die Über-
griffe der Piratenkapitäne können nun wahrlich nicht die Anwen-
dung kriegerischer Mittel als berechtigt erscheinen lassen. Denn
auf illyrischer Seite hat es keineswegs an dem gutenWillen gefehlt,
den römischen Staatsinteressen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Lautet doch die Antwort der Königin Teuta in ihrem ersten Teil:
xolvy) [xiv £(prj <ppovTÜ£!-v, tva gYjSsv äStxYjfxoc yiVYjTai ' PcDfxociotx; sE,
’IXXupuov! Es darf daher nicht behauptet werden, daß die Sicher-
heit des Staates den Krieg unvermeidlich gemacht hätte. Allein
es gab neben den Beschwerden der italischen Seefahrer ernstere
politische Gründe. Sie sind von (Fabius und) Polybios nicht her-
ausgearbeitet und lassen sich nur aus den Andeutungen der Über-
lieferung des späten .Justin erschließen.
Die Verhältnisse auf dem Balkan zeigen in den dreißiger Jah-
ren ein Bild unerfreulichen politischen Elends. Makedonien ist
unter dem unfähigen Demetrios II. in dauerndem Niedergang
begriffen. Infolgedessen verliert es nicht nur in Griechenland
einen Bundesgenossen nach dem andern, sondern es ist auch außer-
stande seinen epeirotischen und akarnanischen Freunden, die von
den Illyriern einer-, den Aitolern andrerseits bedroht werden,
Hilfe zu bringen. In das kleinliche Gezänk dieses politischen
Alltags werden die Römer noch vor 230 zum ersten Male durch
ein Hilfsgesuch der Akarnanen hineingezogen. Sie haben es nicht
abgelehnt1, in ihrem Interesse bei den Aitolern zu intervenieren,
aber die abweisende Antwort, die ihnen zuteil wurde, belehrte sie
sehr bald, daß sie auf die falsche Karte gesetzt hatten. Die Nutz-
nießer dieser Lage sind die Illyrier gewusen, die inzwischen in ein
Freundschaftsverhältnis zu den Makedonen getreten waren. Es
ist ihnen gelungen, Epeiros wrie Akarnanien in ein Abhängigkeits-
verhältnis zu bringen2. Damit nicht zufrieden gefährdeten sie die
griechischen Städte Ker’kyra, Apollonia und Epidamnos, das Korfu,
1 Mit de Sanctis Uli, 278, 23, Beloch, Gr. Gesch. IV, 1, 664 und
Gelzer bin ich im Gegensatz zu Holleaux der Ansicht, daß Justins Nach-
richt von der ersten römischen Gesandtschaft (28, 2 lff.f historisch ist. Hol-
leaux will sie wie die erste Gesandtschaft nach Spanien aus der Geschichte
streichen. Er begeht dabei den Irrtum S. 15, 4f., die Vollständigkeit von
Polybios’ Darstellung zu überschätzen.
2 Vgl. Niese. Gesch. d. gr. mak. St., II 280.