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Ernst Hoffmann:
gossen ist. Daß schon Platon selbst derart eine Dreieinigkeit ge-
lehrt habe, wurde nicht nur von Kirchenvätern geglaubt, die in
Platons Ideenkönigin Gottes 'Güte’, in Platons Ideenwelt Gottes
'Weisheit5, in Platons Weltseele Gottes 'Macht5, in dieser Dreiheit
aber den mehrfältigen Ausdruck einer supersubstantiellen Einheit
zu erkennen meinten; sondern 'die drei Prinzipien Platons5 und
zwar in personifizierter Form und in lebendiger, unlöslicher Ver-
bundenheit* 1 untereinander wurden auch vom unchristlichen Spät-
platonismus als eine trinitarische Wesenseinheit anerkannt, und
die drei Hypostasen Plotins unterlagen ähnlicher Deutung.
Es ist selbstverständlich, daß Platons eigene drei Prinzipien,
schon wegen der prinzipiellen Tmematik des genuinen Platonismus,
nichts mit 'Dreieinigkeit5 in irgendeinem Sinne zu tun haben
können. Zwar in Platons Lehre von den Idealzahlen wird die
'Drei5 eine besondere Rolle2 gespielt haben; denn die Zahlenlehre
hing mit der dihäretischen Dialektik zusammen, und diese Dia-
lektik ging vom Urteil aus; im Urteil aber sah Platon ein Ganzes,
welches in der Verbindung zweier Teile, in der Gleichung zwischen
Einem und Anderem besteht, also auf drei Momenten beruht: Ein-
heit, Andersheit, Vereinigung3. Ferner, in Platons Elementenlehre
hatte das 'Dreieck5 eine vornehmliche Bedeutung; denn aus Ele-
mentardreiecken sind die Urkörper gebildet, und aus ihnen gehen
die physikalischen Elemente hervor4 5. Aber weder die Logik der
Drei noch die Physik des Dreiecks veranlaßten Platon, eine Meta-
physik der Dreieinigkeit zu lehren5; sondern Gott, die Ideen, die
gang, Pneuma Hagion, Leipzig 1922, S. 4ff. Dazu O. Schmitz, Der Begriff
Suvagi? bei Paulus. Festgabe für A. Deissmann, Tübingen 1927, S. 139ff.
1 Das dialektische Verhältnis von Sein", Seinsheit, Seiendem leistete
immer, auch im Mittelalter, Vorschub, um bei der Diskussion des Trinitäts-
problems zu platonisieren; am stärksten bei Meister Eckehart.
2 Vgl. oben S. 37 f.
3 Über die TifxGv] aupmAoxf) s. Soph. 262c, über das okov Theaet. 204a ff.,
beide im ganzen Problemzusammenhang der betr. Dialogteile.
4 Tim. 53c ff. Dazu Plutarchus, Plat. quaest. cap. 5: Das Dreieck ist
die Erste Figur (früher als der Kreis), weil die Einheit eine Trigonalzahl ist,
d. h. durch ein gleichseitiges Dreieck darstellbar.
5 Auch von einer Dreiheit der göttlichen Eigenschaften steht bei Platon
nichts. Legg. 716 a beruft sich Platon in der Rede an die neuen Bürger, wo
er den Gott zitiert, der Anfang, Ende und Mitte aller Dinge in seiner Hand
hat und ohne Fehl, seiner Natur gemäß, ewig gleiche Bahn wandelt’, nicht
auf die Systematik seines eigenen Systems, sondern auf den -KaXoabc, "koyoc,
der Orphiker. Anfang, Mitte, Ende sind für Platon stets 'Teile’ eines Ganzen
Ernst Hoffmann:
gossen ist. Daß schon Platon selbst derart eine Dreieinigkeit ge-
lehrt habe, wurde nicht nur von Kirchenvätern geglaubt, die in
Platons Ideenkönigin Gottes 'Güte’, in Platons Ideenwelt Gottes
'Weisheit5, in Platons Weltseele Gottes 'Macht5, in dieser Dreiheit
aber den mehrfältigen Ausdruck einer supersubstantiellen Einheit
zu erkennen meinten; sondern 'die drei Prinzipien Platons5 und
zwar in personifizierter Form und in lebendiger, unlöslicher Ver-
bundenheit* 1 untereinander wurden auch vom unchristlichen Spät-
platonismus als eine trinitarische Wesenseinheit anerkannt, und
die drei Hypostasen Plotins unterlagen ähnlicher Deutung.
Es ist selbstverständlich, daß Platons eigene drei Prinzipien,
schon wegen der prinzipiellen Tmematik des genuinen Platonismus,
nichts mit 'Dreieinigkeit5 in irgendeinem Sinne zu tun haben
können. Zwar in Platons Lehre von den Idealzahlen wird die
'Drei5 eine besondere Rolle2 gespielt haben; denn die Zahlenlehre
hing mit der dihäretischen Dialektik zusammen, und diese Dia-
lektik ging vom Urteil aus; im Urteil aber sah Platon ein Ganzes,
welches in der Verbindung zweier Teile, in der Gleichung zwischen
Einem und Anderem besteht, also auf drei Momenten beruht: Ein-
heit, Andersheit, Vereinigung3. Ferner, in Platons Elementenlehre
hatte das 'Dreieck5 eine vornehmliche Bedeutung; denn aus Ele-
mentardreiecken sind die Urkörper gebildet, und aus ihnen gehen
die physikalischen Elemente hervor4 5. Aber weder die Logik der
Drei noch die Physik des Dreiecks veranlaßten Platon, eine Meta-
physik der Dreieinigkeit zu lehren5; sondern Gott, die Ideen, die
gang, Pneuma Hagion, Leipzig 1922, S. 4ff. Dazu O. Schmitz, Der Begriff
Suvagi? bei Paulus. Festgabe für A. Deissmann, Tübingen 1927, S. 139ff.
1 Das dialektische Verhältnis von Sein", Seinsheit, Seiendem leistete
immer, auch im Mittelalter, Vorschub, um bei der Diskussion des Trinitäts-
problems zu platonisieren; am stärksten bei Meister Eckehart.
2 Vgl. oben S. 37 f.
3 Über die TifxGv] aupmAoxf) s. Soph. 262c, über das okov Theaet. 204a ff.,
beide im ganzen Problemzusammenhang der betr. Dialogteile.
4 Tim. 53c ff. Dazu Plutarchus, Plat. quaest. cap. 5: Das Dreieck ist
die Erste Figur (früher als der Kreis), weil die Einheit eine Trigonalzahl ist,
d. h. durch ein gleichseitiges Dreieck darstellbar.
5 Auch von einer Dreiheit der göttlichen Eigenschaften steht bei Platon
nichts. Legg. 716 a beruft sich Platon in der Rede an die neuen Bürger, wo
er den Gott zitiert, der Anfang, Ende und Mitte aller Dinge in seiner Hand
hat und ohne Fehl, seiner Natur gemäß, ewig gleiche Bahn wandelt’, nicht
auf die Systematik seines eigenen Systems, sondern auf den -KaXoabc, "koyoc,
der Orphiker. Anfang, Mitte, Ende sind für Platon stets 'Teile’ eines Ganzen