Metadaten

Dragendorff, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 2. Abhandlung): Arretina — Heidelberg, 1935

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41985#0009
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Arretina.

9

Jungen noch wesentlich bereichern zu können. Die Aufmerksam-
keit auf den liier besprochenen Niobidencyklus zu lenken und die
bisher noch fehlenden Teile dieses Cyklus dadurch ans Licht zu
locken, war der Hauptzweck dieser kurzen Notiz.
II. Iphigenie.
In den Römischen Mitteilungen von 1907 hat Amelung auf
S. 344 den Abguß einer Scherbe des Albertinum in Dresden ver-
öffentlicht. Die Neuaufnahme nach dem Original, die unserer Ab-
bildung (Taf. II) zugrunde liegt, verdanke ich der Freundlichkeit
Walter Müllers. Die Scherbe stammt aus Rom und ist das
Bruchstück eines hohen Bechers aus hellem Ton1. Oben und unten
ist Rand erhalten. Es scheint danach eine Art Modiolus gewesen
zu sein. In der weiblichen Figur erkannte Amelung richtig die
Iphigenie von der sogenannten Ara des Kleomenes in Florenz.
Vor ihr schwebt, im Raum hinaufgeschoben, der Altar, an den
Iphigenie herantrat. Er fehlt auf der Ivleomenesara. Weiter links
sind in beträchtlichem Abstand die Arme, die Hände und das
Messer des Kalchas erhalten, der die Locke von der Stirne der Iphi-
genie schnitt und damit das Opfer weihte.
Die Technik der Scherbe ist für ein arretinisches Reliefgefäß
ungewöhnlich. Die Figuren sind einzeln aus Hohlformen gepreßt,
ausgeschnitten und auf die Gefäßwandung aufgeklebt. Das ist eine
Technik, wie sie die arretinischen Töpfer sonst nur bei den kleinen
Figuren anwenden, die sie auf den Rand unverzierter Teller, Näpfe
usw. aufkleben. Mit dieser Technik hängt es zusammen, daß die
Konturen der Figur auf der Dresdner Scherbe nicht weich aus dem
Grunde wachsen, sondern hart, senkrecht abgeschnitten gegen ihn
stehen, wenig gegliedert, zum Teil, namentlich an der linken Seite
des Gewandes, aber auch am Kopf, am Mantel hinter dem Kopf,
und dem Rücken fehlerhaft sind. Besonders auffällig tritt das an
dem Altar hervor. Unsere Abbildung läßt deutlich erkennen, daß es
ein zylindrischer Altar ist, während der ausgeschnittene Kontur ihn
nach oben verbreitet erscheinen läßt. Ganz besonders sinnlos ist das
mitten hineingeschnittene Loch. Beim Aufkleben hat derTöpfer die
1 Der rote Überzug der Scherbe ist etwas weniger fein, dabei matter
als bei der gewöhnlichen arretinischen Ware. Doch variiert diese sowohl in
der Farbe als auch im Ton und in der Schärfe des Brandes bekanntlich sehr.
Ich halte die Scherbe, die ich kürzlich in Dresden sehen konnte, doch für arre-
tinisch.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften