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Hans Dragendorff:
einzelnen Teile der Darstellung weit auseinander gerückt. Die Geste
des Kalchas ist nur verständlich, wenn man die Kleomenesara
heranzieht. Die Hände und das Messer müssen ganz nahe an die
Stirn des Mädchens herangebracht werden. Ich halte für möglich,
daß auch der Altar, wenn er überhaupt in dem Original vorhanden
war, das der Töpfer nachformte, oder in dem Ausdruck der Form,
den er auseinanderschnitt, um die Figuren einzeln aufzukleben,
dicht an Iphigenie herangerückt war, sodaß er die Falten ihres Man-
tels und Gewandes etwas überschnitt. So würde sich der fehler-
hafte Kontur des Gewandes am Standbein des Mädchens auf der
Dresdner Scherbe erklären, wo gegenüber dem Kleomenesrelief
eine ganze Steilfalte fehlt, ebenso wie an dem vorn herabfallenden
Mantel ein ganzes Stück abgeschnitten ist. Was links am Altar
klebt, ist auch nicht recht verständlich. Sollte es der Zipfel des
herabhängenden Gewandes des Kalchas sein ?
Die einzige Wiederholung der Darstellung auf einer arretini-
schen Scherbe, die ich kenne, fand ich im Metropolitan Museum in
New York (Inv. 17, 194, 2012). Sie ist mit der Sammlung Greau
dorthin gekommen und ist auch, wie ich nachträglich sehe, von
Fröhner schon in der „Collection Greau“ (V, Taf. 342, 13), aller-
dings nur in schlechter Zeichnung, veröffentlicht. Erkannt hat
Fröhner den Typus nicht und tut die Figur daher im Text mit ein
paar belanglosen Worten ab. Die New Yorker Scherbe (Taf. I, 6)
ist in der gewöhnlichen arretinischen Technik gearbeitet, d.h. das
Gefäß ist mittelst einer Formschüssel geformt, in die die Figuren
mit Punzen eingepreßt waren. Leider ist die Erhaltung der Scher-
be nicht gut. Die Oberfläche ist verrieben und es fehlt der Unter-
körper der Iphigenie. Wäre die Figur vollständig erhalten, würden
wir möglicherweise den Altar noch an seiner richtigen Stelle, un-
mittelbar vor Iphigenie, finden. Von Kalchas ist hier nur noch die
rechte Hand mit dem Griff des Messers erhalten, im Gegensatz zu
der Dresdner Scherbe aber hierin der richtigen Stellung zu Iphigenie.
Die Figuren standen hier einander ganz nahe gegenüber, wie es für
das Vorbild vorauszusetzen und auch auf der Kleomenesara der
Fall ist. Die Spuren hinter dem Rücken der Iphigenie unterhalb
des Mantels stammen vielleicht von einer weiteren Figur, sind aber
leider nicht mehr näher deutbar. Die Iphigenie stimmt mit der
Dresdner genau überein. Wenn Einzelheiten wie der Kopf etwas ver-
schieden wirken, so liegt es daran, daß das hohe Relief der Dresdner
Scherbe in der Aufnahme das Gesicht etwas mehr von vorn herauf-
Hans Dragendorff:
einzelnen Teile der Darstellung weit auseinander gerückt. Die Geste
des Kalchas ist nur verständlich, wenn man die Kleomenesara
heranzieht. Die Hände und das Messer müssen ganz nahe an die
Stirn des Mädchens herangebracht werden. Ich halte für möglich,
daß auch der Altar, wenn er überhaupt in dem Original vorhanden
war, das der Töpfer nachformte, oder in dem Ausdruck der Form,
den er auseinanderschnitt, um die Figuren einzeln aufzukleben,
dicht an Iphigenie herangerückt war, sodaß er die Falten ihres Man-
tels und Gewandes etwas überschnitt. So würde sich der fehler-
hafte Kontur des Gewandes am Standbein des Mädchens auf der
Dresdner Scherbe erklären, wo gegenüber dem Kleomenesrelief
eine ganze Steilfalte fehlt, ebenso wie an dem vorn herabfallenden
Mantel ein ganzes Stück abgeschnitten ist. Was links am Altar
klebt, ist auch nicht recht verständlich. Sollte es der Zipfel des
herabhängenden Gewandes des Kalchas sein ?
Die einzige Wiederholung der Darstellung auf einer arretini-
schen Scherbe, die ich kenne, fand ich im Metropolitan Museum in
New York (Inv. 17, 194, 2012). Sie ist mit der Sammlung Greau
dorthin gekommen und ist auch, wie ich nachträglich sehe, von
Fröhner schon in der „Collection Greau“ (V, Taf. 342, 13), aller-
dings nur in schlechter Zeichnung, veröffentlicht. Erkannt hat
Fröhner den Typus nicht und tut die Figur daher im Text mit ein
paar belanglosen Worten ab. Die New Yorker Scherbe (Taf. I, 6)
ist in der gewöhnlichen arretinischen Technik gearbeitet, d.h. das
Gefäß ist mittelst einer Formschüssel geformt, in die die Figuren
mit Punzen eingepreßt waren. Leider ist die Erhaltung der Scher-
be nicht gut. Die Oberfläche ist verrieben und es fehlt der Unter-
körper der Iphigenie. Wäre die Figur vollständig erhalten, würden
wir möglicherweise den Altar noch an seiner richtigen Stelle, un-
mittelbar vor Iphigenie, finden. Von Kalchas ist hier nur noch die
rechte Hand mit dem Griff des Messers erhalten, im Gegensatz zu
der Dresdner Scherbe aber hierin der richtigen Stellung zu Iphigenie.
Die Figuren standen hier einander ganz nahe gegenüber, wie es für
das Vorbild vorauszusetzen und auch auf der Kleomenesara der
Fall ist. Die Spuren hinter dem Rücken der Iphigenie unterhalb
des Mantels stammen vielleicht von einer weiteren Figur, sind aber
leider nicht mehr näher deutbar. Die Iphigenie stimmt mit der
Dresdner genau überein. Wenn Einzelheiten wie der Kopf etwas ver-
schieden wirken, so liegt es daran, daß das hohe Relief der Dresdner
Scherbe in der Aufnahme das Gesicht etwas mehr von vorn herauf-