Neue Darstellungen griechischer Sagen: I. Kreta.
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deutete Möglichkeit doch für sehr wahrscheinlich. Er hat auf ein
spätmykenisches Zeugnis hingewiesen. Aber seitdem wir eine Samm-
lung aller kretisch-mykenischer Schiffsdarstellungen besitzen, läßt
sich feststellen, daß schon in den Tagen der minoischen Thalasso-
kratie Kreterschiffe mit erhöhtem Deck die Ägäis befuhren1. Ton-
siegel aus Knossos zeigen uns diese Brücke, die der genannte Kata-
log auch richtig so bezeichnet, von einer großen Anzahl verhältnis-
mäßig hoher Pfosten getragen2. Gerade deren dichte Folge mag
daran schuld sein, daß in Fällen, wo auch die Ruderer oder wenig-
stens die Riemen wiedergegeben sind, die Darstellung sich auf den
äußeren Rahmen des Aufbaues beschränkt, die einzelnen Rippen
aber wegläßt3. Nach einem Vergleich mit den oben S. 21 Anm. 2
angeführten Beispielen dieser summarischen Vereinfachung wird
man ein solches Stück nicht mehr ,,tout ä fait inintelligible“ finden.
Und die allerletzte Probe eines Schiffsbildes aus dem Bereich der
kretisch-mykenischen Kultur, eben jenes Pyxisfragment aus einem
Kuppelgrab bei Pylos (Abb. 5), behebt hier jeden Zweifel4. Dar-
gestellt ist ein Schiff, bis auf den einen Rudergänger ohne Mann und
1 Marinatos, La marine creto-mycenienne, BCH. 57, 1933, 170ff. Taf.
13—17; bes. 194 c. III. ,,Ponts et bancs“.
2 a. O. 178 Nr. 54 (Fragment, Segelschiff; Evans, Palace II 244 Abb.
141b); 179 Nr. 55 (Pferdetransport, Evans, BSA. 1905, 12ff. Abb. 7 u. Pal.
Abb. 141a).
3 a. 0. 173 Nr. 16; 219 Abb. 10 und Nr. 55 (s. Anm. 2).
4 Kuruniotis, Ephem. 1914, 109 Abb. 14, 15; AA 1915, 191 Abb. 6;
Evans, Palace II 246 Abb. 143; Köster, 64 Abb. 18; RY. XI Taf. 62a;
Marinatos 173 Nr. 17.
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deutete Möglichkeit doch für sehr wahrscheinlich. Er hat auf ein
spätmykenisches Zeugnis hingewiesen. Aber seitdem wir eine Samm-
lung aller kretisch-mykenischer Schiffsdarstellungen besitzen, läßt
sich feststellen, daß schon in den Tagen der minoischen Thalasso-
kratie Kreterschiffe mit erhöhtem Deck die Ägäis befuhren1. Ton-
siegel aus Knossos zeigen uns diese Brücke, die der genannte Kata-
log auch richtig so bezeichnet, von einer großen Anzahl verhältnis-
mäßig hoher Pfosten getragen2. Gerade deren dichte Folge mag
daran schuld sein, daß in Fällen, wo auch die Ruderer oder wenig-
stens die Riemen wiedergegeben sind, die Darstellung sich auf den
äußeren Rahmen des Aufbaues beschränkt, die einzelnen Rippen
aber wegläßt3. Nach einem Vergleich mit den oben S. 21 Anm. 2
angeführten Beispielen dieser summarischen Vereinfachung wird
man ein solches Stück nicht mehr ,,tout ä fait inintelligible“ finden.
Und die allerletzte Probe eines Schiffsbildes aus dem Bereich der
kretisch-mykenischen Kultur, eben jenes Pyxisfragment aus einem
Kuppelgrab bei Pylos (Abb. 5), behebt hier jeden Zweifel4. Dar-
gestellt ist ein Schiff, bis auf den einen Rudergänger ohne Mann und
1 Marinatos, La marine creto-mycenienne, BCH. 57, 1933, 170ff. Taf.
13—17; bes. 194 c. III. ,,Ponts et bancs“.
2 a. O. 178 Nr. 54 (Fragment, Segelschiff; Evans, Palace II 244 Abb.
141b); 179 Nr. 55 (Pferdetransport, Evans, BSA. 1905, 12ff. Abb. 7 u. Pal.
Abb. 141a).
3 a. 0. 173 Nr. 16; 219 Abb. 10 und Nr. 55 (s. Anm. 2).
4 Kuruniotis, Ephem. 1914, 109 Abb. 14, 15; AA 1915, 191 Abb. 6;
Evans, Palace II 246 Abb. 143; Köster, 64 Abb. 18; RY. XI Taf. 62a;
Marinatos 173 Nr. 17.