Metadaten

Salis, Arnold [Editor]; Salis, Arnold [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 4. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 1: Kreta — Heidelberg, 1936

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41987#0030
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
BO

Arnold von Salis:

wesen, denn sie ist auf einer geometrischen Vase dargestellt1“.
Wenn er sie nachträglich wieder verwerfen zu müssen meinte2, so
können wir die Begründung jedenfalls nicht gelten lassen. Denn
das dort erwähnte spartanische Elfenbeinrelief (oben S. 28, Anm. 1)
führt uns doch etwas ganz anderes vor Augen, das Wiedersehen
eines heimkehrenden Schiffers mit seinem treuen Ehgemahl. Der
Mann geht soeben von Bord, indeß seine Leute noch mit dem
Raffen des Segels beschäftigt sind. Das Stück mag ein Weihge-
schenk sein für glückhafte Fahrt, wirklich bloß ein Genrebild, nicht
frei von derb-humoristischem Einschlag: man beachte den am. Bug
hockenden Angler, oder den skurrilen Zug, wie der auf dem Ramm-
sporn sich festklammernde Bursche auf seine Art die Fische füttert!
Von einem Kranz jedoch fehlt jede Spur, während grade er auf der
geometrischen Vase, von der Hand der Frau recht augenfällig in die
Höhe gehalten, eine bedeutsame Rolle spielt.
In diesem besonders liebevoll gezeichneten Schmuckreif sieht
C. Robert, wie uns scheint mit Recht, einen Beweis für seine mytho-
logische Erklärung des Vasenbildes3. Ist es ja doch dasselbe kost-
bare Ding, das auf der Pariser Theseusschale des Euphronios
(FR. Taf. 5), mit den korallenrot gemalten Blättchen am weiß
schimmernden Reif, so wundersam funkelt. Unbeachtet scheint
mein Nachweis4 geblieben zu sein, daß auch das Halsbild des Kruges
von Tragliatella5 diese Entführungsgeschichte wiedergibt, in den
wesentlichen Zügen gleich wie der geometrische Krater. Wohl ist
der ,,Kranz“ in Wegfall geraten — dem etruskischen Banausen war
der Gehalt des Stoffes ja schwerlich vertraut —, allein die Anord-
nung der Figuren, der typische Griff am Handgelenk, das Schiff,
das die Linke des Mannes schon am Hintersteven ergreift, mit
Rammsporn, Riemen, Steuerruder, bloß dem Raumzwang gehor-
chend senkrecht gestellt: diese weitgehende Übereinstimmung
1 Die griechische Heldensage (SBBerl. 1925) 234.
2 Der Glaube der Hellenen I (1931) 410 Anm. 2. Auch auf S. 412 muß
sich, nach dem Zusammenhang, die Skepsis „gegen Heroensage auf den Werken
geometrischer Kunst“ vor allem auf das genannte Vasenbild beziehen. Einen
wertvollen Beitrag zu dieser ganzen Frage und die Bekanntgabe wichtigen
neuen Materials dürfen wir in Bälde von einer Untersuchung von Roland
Hampe („Frühe griechische Sagenbilder in Böotien“) erwarten.
3 Archäol. Hermeneutik 38 u. Preller-Robert II 676, 2.
4 ThuA. 42, Nachtrag zu S. 23.
5 Annali 1881 Taf. L. M.; Giglioli, Studi Etruschi 3, 1929, 111 ff.
Taf. 23—26.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften