Metadaten

Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0015
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum.

7

Fano“, unter der das Stück bekannt geworden ist, hier beibehalten
werden. Die 9 cm dicke Platte aus hellgrauem Sandstein ist oben
und unten gebrochen, so daß sich die ursprüngliche Höhe nicht
mehr bestimmen läßt1. Die Vorderseite zeigt noch drei Inschrift-
zeilen und Reste einer vierten, in einer Umrahmung von fortlaufen-
den Spiralen, die oben in der Mitte durch ein großes Radmuster
unterbrochen wird; darüber noch den Ansatz einer Pfeilerstellung.
Die mit figürlichen Bildern bedeckte Rückseite wird hier erstmalig
nach der Aufnahme Alinari Nr. 28379 wiedergegeben, die weit
besser ist als die bisher veröffentlichten Abbildungen; sowohl sämt-
liche Einzelheiten der eingeschnittenen Zeichnung als auch alle
Verletzungen und Unebenheiten der Oberfläche sind, wie ich auf
Grund einer Vergleichung mit dem Original versichern kann, mit
unübertrefflicher Schärfe festgehalten, so daß wir auf eine Beschrei-
bung des Erhaltungszustandes verzichten dürfen. Die Darstellung
selber hat durch Mariani eine, was die Angabe des Tatsächlichen
betrifft, sehr eingehende Behandlung erfahren. Nur in der Deutung
freilich ist sie grundverfehlt . Man wird daher Norden ohne weiteres
zustimmen, wenn er diesen ersten Versuch als „abenteuerlich“ be-
zeichnet. Indessen, auch seinen Wegen vermögen wir, wie oben an-
gedeutet, nicht zu folgen.
Dem gefährlichsten Feind der These von der nordischen Her-
kunft dieser ganzen Bilderwelt hat ihr Urheber selber den Zwinger
aufgetan2 — und hinein mit bedächtigem Schritt ein Löwe tritt!
„Dies ist vielleicht die bemerkenswerteste Variante. Bären gab es
in dem Italien noch der historischen Zeit vielerorts3, aber der Löwe
kann nach allem, was ich weiß, letzten Endes nur aus dem Orient
stammen. Auf welchem Wege kam er aber in die Zeichnung des
picenischen Steines ? Hatte der Künstler, mochte er im übrigen
traditionsgebunden einer völlig verschiedenen Richtung folgen,
vielleicht alt korinthische Vasen gesehen, wie er sich ja dieser Schrift-
charaktere zu bedienen scheint ?“ In der Tat eine naheliegende Ver-
mutung, auf die Norden durch G. Rodenwaldt gebracht worden
war. Ist doch der Löwe recht eigentlich ein Lieblingstier der korin-
thischen Kunst, nicht bloß der Vasenmalerei: für letztere werden
1 Höhe des Erhaltenen 0,59, Breite 0,62 m (unvollständig, auf Taf. 1
links Bruch, die andere Schmalseite mit Spiralband).
2 Norden, 247f.
3 Das bezieht sich auf die Novilara-Stele mit dem Bärenkampf (unsere
Abb. 2), auf die wir noch zu sprechen kommen werden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften