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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0018
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10

Arnold von Salis:

nimmt die Gestalt der Athena im altertümlichen Palladiontypus
ein, auf dem Rücken der die Zwillinge säugenden Wölfin stehend,
von ihren heiligen Tieren flankiert: beide, Schlange und Eule, ruhen
auf den eingerollten Enden hochragender Pflanzenstengel. Diese
sind aus dem Akanthoskelch hervorwachsend gedacht, welcher der
ganzen Gruppe als Sockel dient; zwei äußere Zweige tragen die ge-
flügelten Victorien, die mit Kranz und Palme schwebenden Ganges
der göttlichen Herrin nahen. Das symmetrisch nach beiden Seiten
sich ausbreitende Rankengewächs ist hier ein organischer Bestand-
teil der Dekoration, keineswegs bloß um des Figürlichen willen
herangezogen. Denn bei einem Torso dieser Panzerstatue in London,
die im übrigen genau denselben Schmuck aufweist, bildet das
pflanzliche Muster allein die Umrahmung des Palladions, und das
animalische Beiwerk zwischen diesem und den beiden Siegesgöttin-
nen fehlt1.
Kompliziert, wie das Reliefemblem der Panzerstatue selbst,
ist auch seine Entstehungsgeschichte; und wir sind wohl noch weit
davon entfernt, sie restlos aufzuklären, obsclion es an gründlichen
Untersuchungen über die Entwicklung dieses statuarischen Typus
gerade in jüngster Zeit nicht mangelt, und weitere in Bälde zu er-
warten sind2. Das Palladion als zentrales Glied des Ganzen wird von
einigen Forschern schon dem Beginn der Kaiserzeit zugeschrieben3.
Die Tänzerinnen in kurzem flatterndem Rock zu seinen Seiten, wie
wir sie von arretinischen Gefäßen und Campanareliefs kennen,
findet man im flavischen Stil durch die langgewandeten Victorien
ersetzt; diese aber gehen ihrerseits auf die tropaionschmückenden
Niken, ein beliebtes Motiv des frühen Klassizismus zurück. Die
römische Wölfin und die übrigen Attribute werden im zweiten
nachchristlichen Jahrhundert hinzugefügt. Der Dreiverein von
Athena, Schlange und Kauz aber, in der bei der hadrianischen
1 Torso aus Kyrene, Brit. Mus. Catal. of Sculpt. II 250 Nr. 1466. Wroth,
JHS. 6, 1885, 199ff. u. 7, 1886, 126ff.; von Rohden, Bonner Stud. 3 Taf. 3, 2;
Reinach, Rep. stat. II 585, 3; Hekler 232 Abb. 160. Die Behauptung ebenda
233, daß auch am Torso aus Gortyn (MonAnt. 11, 1901, 308 Abb. 10; Reinach
III 162, 3) die tierischen Attribute iehlen, beruht wohl auf einem Versehen;
s. Sievering a. O.
2 Vgl. vorläufig Goethert, Ein Panzertorso in Beyrut, in: Berytus
2, 1935, 135 ff. und die dort angeführte Literatur.
3 Siehe die Panzerstatue in Turin, ÖJh. a. O. 234 Abb. 162, 163, nach
Hekler und Sievering 14 Anm. 3 augusteisch; dagegen Herbig, Gnomon 9,
1933, 484 (hadrianisch).
 
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