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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0017
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Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum.

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Hunger stillen1. Warum also in diesem Fall kein „Wald“ ? — und
ebenso auf der Stele, wo die Ähnlichkeit der Gruppierung mit der-
jenigen der rhodischen Vase auf den ersten Blick wohl überraschen
mag. In der Tat hat denn auch Mariani das Hintereinander von
Löwe und Ranke im obigen Sinne interpretiert,2.
Den Wandlungen dieses Löwenbildes im einzelnen nachzugehen
haben wir keinen Anlaß; im weiteren Verlauf verändert es sich
naturgemäß sehr stark. Mit bemerkenswerter Zähigkeit dagegen
hält sich das auf unserer Fano-Stele unmittelbar benachbarte Bild-
motiv, vom griechischen Archaismus bis in die römische Kaiserzeit:
die Eule, die auf der stilisierten Ranke sitzt. In Wesentlichem gleich
begegnet uns dieser Typus noch auf dem Panzerrelief einer Statue
Hadrians, die in einer Reihe von Wiederholungen erhalten ist; zu
den seit längerer Zeit bekannten Exemplaren ist mit dem 1931 auf
der athenischen Agora gefundenen Marmortorso ein weiteres bedeu-
tendes Stück hinzugekommen3. Die reiche Komposition bringt —
mit jenem etwas pedantischen Ordnungssinn, der ein Kennzeichen
dieses Neoklassizismus ist — die Blüte hellenischer Kultur auf dem
sicheren Fundament der römischen Weltherrschaft und im Zeichen
der kaiserlichen Macht zum symbolischen Ausdruck; und in forma-
ler Hinsicht ist es ein Pasticcio, das ältestes griechisches Bildgut mit
dem üppigen Prunk der Spätzeit verbindet4. Die Mitte des Ganzen
1 Siehe die Ausführungen von Jacobsthal, Ornamente griechischer
Vasen 87ff. über die pflanzliche Geltung des Zierwerks; für die folgende Be-
trachtung ist dieses ontologische Problem, wie er es nennt, von grundsätzlicher
Wichtigkeit.
2 a. O. 687: ,,a destra, sopra un albero con rami stilleggiati a volute, sta
appolaiata una civetta e dalla selva, che esso evidentemente simboleggia, sbuca
fuori un leone che alza una zampa in atto minaccioso . . .“ So auch v. Duhn
bei Ebert RV. IX 125: „ein merkwürdig echt dargestellter Löwe, der aus
einem Wald hervorzutreten scheint, den ein vereinzelter, oben palmettenartig
auseinandergelegter Baum bezeichnet, auf dem eine Eule sitzt“.
3 Karo, AA. 47, 1932, 111 Abb. 5; Shear, Hesperia 2, 1933, 178ff.
Abb. 8, 9 Taf. 6. Hier und schon bei Hekler, ÖJh. 19—20, 1919, 232ff., ein
Verzeichnis sämtlicher übrigen Repliken. Vgl. auch Sievering, 91, BWPr.
1931, 18; Herbig, Gnomon 9, 1933, 484.
4 Hehler a. O. 190 über die römischen Panzerstatuen: „Diese Werke,
an denen die äußerlich repräsentative Pracht der Erscheinung mit allen denk-
baren Mitteln aufs höchste gesteigert wurde, wirken ja nicht mit der Wärme
einer frischen Neuschöpfung, sondern verraten in jedem Detail, in der raffinier-
ten Übereinanderhäufung dekorativer und organischer Ausdruckswerte am
Muskelpanzer, in Auswahl und in der Verteilung der Schmuckmotive die kühle,
berechnende Überlegungsarbeit eines eklektischen Künstlers, der mit den Er-
rungenschaften der Vergangenheit mit großem Geschick schaltet und \valtet.“
 
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