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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0029
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Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum.

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betrifft, wird man vergebens Umschau halten, sie ist von wahrhaft
alttestamentarischer Wucht. Und höchstens für Einzelheiten bieten
sich Parallelen, wiederum im Süden natürlich, doch keineswegs in
einem örtlich oder zeitlich näher zu umgrenzenden Bereich. Während
etwa die Gestalt des Siegers an die Bilder böotischer Fibeln erinnern
mag1, ruft einem der Typus der beiden Gegner mit dem kegelförmi-
gen Helm am ehesten italische Denkmäler ins Gedächtnis2. Im
übrigen aber entspricht der Umriß gerade dieser Figuren durchaus
dem in der älteren griechischen Vasenmalerei so verbreiteten
Schema des im Zuge marschierenden speertragenden und beschilde-
ten Kriegers. Denn es ist doch keine Frage, daß hier —wie auch auf
der Stele mit dem Schiffskampf (Tafel 2) -—- die gar so wohlbeleibten
Männer ihre vermeintliche Mißgestalt lediglich dem großen Schild
verdanken, der den Leib vollkommen deckt, auch wenn das Rund
des Schildes nur in einem Fall, und auch da nicht ohne Unterbre-
chung ausgezogen ist3.
Noch einen weiteren, bisher nicht erkannten Schild entdecken
wir auf unserem Stein, in der rechten oberen Ecke. Auf dem Vorder-
steven des Schiffes nämlich, vor dem hockenden Ruderer, steht ein
Krieger, seewärts gewendet und offenbar zum Angriff bereit. Der
obere Teil der Figur ist durch den Bruch zerstört; erhalten sind
bloß die Beine und die Hälfte des wie vorhin verzierten Rundschil-
des. Der Herausgeber Mariani verstand die Striche als Überreste
eines Deckaufbaues und des Segels. An ein Kriegsschiff freilich

1 z. B. Perrot-Chipiez VII 255 Abb. 130; Winter, KiB. 109, 9; Hampe,
Frühe griechische Sagenbilder 25 Abb. 6. In dieser Zweikampfszene sind vor
allem die Helme ganz ähnlich gezeichnet: eine kurze senkrechte Stütze trägt
den gebogenen Busch; und auch hier ist der Helmrand gegen das Gesicht nicht
angedeutet.
2 Mariani 684 Anm. 1 vergleicht einen Helm aus Novilara selbst, Mon-
teliiis, Civilis, prim, en Italie Taf. 146, 1 (S. 713). D. RandalljMacIver,
The iron age in Italy 115 Taf. 23.
3 Natürlich half einstmals Bemalung nach, das hat schon Mariani be-
tont. Aber auf dem Bild mit dem Schiffskampf trägt wenigstens der Flügel-
mann rechts einen mit eingeschnittenem Speichenmuster deutlich verzierten
Rundschild. Man wird also kein Gewicht darauf legen, daß „diese dickbauchi-
gen Männer gar nichts von den schlanken Erscheinungen der Dipylonmänner“
haben (Pernice bei Norden 245 Anm. 31. Ein Blick auf die verwandte Szene
des Aristonothoskraters Pfuhl Abb. 65 macht ja alles klar. Der korinthische
Aryballos ebenda Abb. 70, um nur ein Beispiel von unzähligen zu nennen,
diene als Erläuterung der zu Unrecht verunglimpften Soldaten auf der Fano-
Stele.
 
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