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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0031
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Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum.

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mauerwerk mit schräger Begrenzung vermuten, das sich vom
Bruche links her ins Blickfeld schiebt. Ganz ähnlich konstruiert,
nur mit gewölbtem Umriß, ist der massive Steinbau auf einer
attischen Amphora in Florenz1, von dem aus, in sechs Reihen über-
einander sitzend, die Menge dem aufregenden Schauspiel eines
Rennens mit der dazu gehörigen Katastrophe folgt. Auch da ist die
Fläche nach Art eines Schachbretts gemustert, die einzelnen Qua-
dern abwechselnd schwarz, weiß und rot; nicht anders wird man
sich die ursprüngliche Bemalung des Bauwerkes auf der Stele zu
denken haben. Ein weiteres köstliches Zeugnis hat uns vor nicht
langer Zeit ein Fund aus Pharsalos beschert: die Scherben eines
Dinos des Sophilos mit einer Darstellung der Leichenspiele zu Ehren
des Patroklos2. Hier sehen wir die Tribüne vollständig wiederge-
geben, und zwar in Gestalt einer abgetreppten Pyramide; die leb-
haft gestikulierenden Zuschauer auf beiden Seiten des in voller
Silhouette, ohne Innenzeichnung gemalten künstlichen Hügels
verteilt. Der Fries zieht sich rings um das ganze Gefäß herum;
sein Anfang aber ist da, wo das erste Gespann sich auf den Aufbau
zu bewegt. Das heißt, es scheint wohl so, in Wirklichkeit hat man
sich Wagenrennen und Tribüne natürlich nicht in einer Flucht,
sondern im rechten Winkel zueinander vorzustellen. Die Fahrt geht
an den Zuschauerplätzen vorbei oder um sie herum, die Tribüne ist
nicht am Kopfende der Bahn gerichtet, vielmehr parallel zu ihrer
Achse3. Und so wäre die Situation auch auf unserer Stele, wenn hier
tatsächlich die Darstellung eines Sportaktes in Frage kommen
sollte. Was schließlich doch dagegen spricht, ist weniger das Fehlen
der Zuschauer — nach den Erfahrungen, die wir an diesem sonder-
baren Denkmal immer wieder machen, könnte eine solche Verküm-
merung des Urbildes weiter nicht in Erstaunen setzen, und auf der
Sophilosvase sind die Platzinhaber schon winzig klein — als der so
1 Thiersch, Tyrrh. Amphoren Nr. 54 S. 58ff., 160 Taf. 4; FR. III 5
Abb. 3 u. S. 11; Pfuhl Abb. 206.
2 Bequignon, BCH. 55, 1931, 492f. Taf. 19; AA. 1932, 150; Johansen,
lliaden i tidlig graesk Kunst Abb. 9 B. 19a, S. 47. 50. 119; Buschor, Sport
und Kunst der Griechen (Leibesübungen u. körperl. Erziehung 1936) 353.
3 Siebe auch die sf. Amphora mit Gauklern im Hippodrom, Salzmann,
Neer, de Camirus Taf. 57; Schreiber, Kulturhist. Bilderatlas Taf. 24, 2;
Hauser, FR. III 11, 25; Zschietzschmann, Jdl. 46, 1931, 58, 3. Die Schranke,
hinter der der Flötenbläser steht, im Durchschnitt gezeichnet; Tribüne in drei
Stufen gegliedert, rot, weiß u. schwarz; Zuschauer z. T. auch auf der Schmal-
seite in Vorderansicht sitzend, Aufbau demnach pyramidenförmig?
 
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