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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0043
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Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum,

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Das ist, wie uns scheint, die wirklich entscheidende Differenz,
und hier gibt es keine Brücke. Alles übrige, was dem Betrachter an
Gegensätzlichkeiten sich aufdrängen muß — abgesehen von dem
technischen Bau der Boote selbst1, auf dessen Einzelheiten einzu-
gehen hier zu weit führen würde—ist dagegen fast nebensächlich
und sei nur in Kürze aufgezählt. Daß die Schiffe der nordischen
Felsbilder weder Ruder noch Segel haben, wurde schon öfters fest-
gestellt, und Almgren a. Ο. 1 erblickt darin mit Recht den Haupt-
unterschied von den gleichzeitigen Schiffsdarstellungen der Mittel-
meerländer2. Das Fehlen der Ruderstangen mag seinen Grund
in zeichnerischen Gewohnheiten, in der schon durch das Kleinfor-
mat der meisten Figuren geforderten Beschränkung auf bloße An-
deutung des Schiffskörpers haben. Im Süden ist das freilich kein
Grund, diese Details wegzulassen3. Segel jedoch gibt es in der nordi-
schen Schiffahrt der Vorzeit überhaupt nicht, während sie uns dort

1 Siehe Neue Darstellungen griech. Sagen 1 18ff. u. die dort angegebene
Literatur.
2 Nach der Ansicht von A. Norden, Neue Ergebnisse der schwed. Fels-
bildtorschung (Ipek, Jahrb. f. prähist. u. ethnogr. Kunst 1927) 165 wurden die
Schiffe der nordischen Bronzezeit nicht gerudert, sondern durch Paddeln fort-
bewegt. Das 1925 bei Brandskogen, Provinz Uppland, entdeckte ungewöhn-
lich große Schiffsbild (Taf. 53 Abb. 1), ;,das prachtvollste Nordeuropas“,
zeigt in der Tat sechs Männer in der typischen Paddlerstellung, mit dem
Gesicht gegen den Vordersteven; vgl. auch das Bild eines spätbronzezeit-
lichen Rasiermessers (Taf. 53 Abb. 2). „Das in einem dänischen Torfmoor
entdeckte und ausgegrabene Schiff vom Anfang der Eisenzeit (Nationalmus.
Kopenhagen) weist überhaupt keine Anordnungen für das Befestigen der
Ruder auf. Es blieb nur übrig, anzunehmen, daß man die Schiffe gepaddelt
habe.“
3 Schon auf den gravierten Zeichnungen tönerner „Bratpfannen“ der
Kykladenzeit (AA. 1915, 194; Ebert RV. XI 240 Taf. 61a; Marinatos a. O.
Taf. 13, 1—8) finden wir die Riemen in Form von zahlreichen feinen Strichen
auf beiden Seiten des Schiffskörpers angedeutet. Die Darstellungen der minoi-
schen Kunst sind in dieser Hinsicht so gewissenhaft, daß sie Schlüsse auf die
damals übliche Anzahl der Rojer erlauben, Marinatos 198ff. Daß die Dipylon-
maler der Ausstattung des Schiffes mit Rudern ganz besondere Beachtung
schenken, ist bekannt. Auf den picenischen Stelen können die Striche an der
Bordwand aber kaum etwas anderes als Ruderstangen bedeuten; der Vor-
schlag von Pernice (bei Norden 245 Anm. 3), die Linien als irgendwelche
Vorrichtung zur Sicherung der Schiffe gegen Kentern zu verstehen, will uns
nicht einleuchten, da solche Ausleger ja erst recht über den Schiffsrumpf
hinausreichen müßten, auch der Verbindung durch Querhölzer nicht wohl
ermangeln dürften.

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