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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0074
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Arnold von Salis;

nicht zu verkennen; den korkyräisch-korinthischen Charakter der
Inschriften, was Buchstabenform und Schriftbild überhaupt be-
trifft, hat v. Duhn mit Recht betont, und er hat daraus begründete
Schlüsse auf die verhältnismäßig späte Entstehungszeit der Grab-
steine, nicht vor dem 5. Jahrhundert v. Chr., gezogen1.
Schon diese letztere Beobachtung würde es natürlich verbieten,
die griechischen Elemente, denen unsere Betrachtung galt, der
vielfach behaupteten, an sich ja auch wahrscheinlichen Einwande-
rung illyrischer Stämme in Picenum zuzuschreiben; die geht diesen
Nachzüglern zeitlich weit voraus. Wir haben vielmehr mit einem
dauernden Verkehr zwischen beiden Küsten der Adria, und mit
der wiederholten Zufuhr von fremdem Formen- und Ideengut zu
rechnen. Die Bedeutung Illyriens als einer Kraftquelle von starker
Auswirkung, nach mehr als einer Seite hin, tritt immer klarer zu-
tage2. Bereits vor der Übertragung nach Italien aber, so müssen
wir doch wohl folgern, hat sich jene Mischung griechischer und
bodenständig illyrischer Elemente vollzogen, deren Ergebnis uns
die Dekoration der Novilara-Stelen vor Augen stellt. Die „Balkani-
sierung“ griechischer Kunst aber ist ein Problem, das zwar ver-
schiedentlich und mit Ernst in Angriff genommen, aber noch lange
nicht zureichend und auf der breiten Basis, deren es bedarf, behan-
delt worden ist; die Stufe, mit der wir es hier zu tun hatten, bedeu-
tet ja keineswegs das Ende. Noch in der römischen Kaiserzeit be.
wegt sich die Grabmalkunst der Balkan- und Donauländer stofflich
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und in gewissem Betrachte auch formal, in alten Gleisen. Immer
wieder stoßen wir da auf das archaische Motiv der „Hasenjagd3“.
1 s. EbertRV. IX 126; vgl. dazu Norden, Alt-Germanien 220 u. 309, 3.
2 C. Schuchhardt, Der germanische Mantel und das illyrische Röck-
chen, SBBerl. 1936 XV 20.
3 Z. B. Lader, v. Premerstein u. Vulic, Antike Denkmäler in Serbien,
ÖJh. 4, 1901, Beibl. 124 Abb. 14 (Grabstele aus Viminacium). Nach freund-
licher Mitteilung von Harald Hofmann, dem ich die folgenden Hinweise ver-
danke, kommt das Motiv in der rhein.-röm. Sepulkralplastik nicht vor, wohl
aber in Pannonien, wohin es donau-aufwärts gebracht worden sein dürfte.
Griechischer Herkunft ist es gewiß, wie die mythologischen Darstellungen, mit
denen zusammen es nicht selten auftritt. Die am weitesten nach Nordwesten
gelangten Vertreter des Typus sind wohl die Grabstelen in Dechantskirchen
(Steiermark) ÖJh. 3, 1900, Beibl, 80 Abb. 15, in Weiz Schober, Dieröm. Grab-
steine in Noricum und Pannonien 63 Abb. 63, und in Steinamanger ebenda 64
Abb. 65. — Ein weiteres interessantes Beispiel des Motivs auf picenischem
Boden (vgl. oben S. 44) bietet übrigens die neue Statue des „Kriegers von
Capestrano“ (Aquila), jetzt im Thermenmus.Rom. Brendel, AA. 1935, 572ff.
 
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