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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 2. Abhandlung): Vier Predigten im Geiste Eckharts — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41989#0003
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Vorwort

Die von Lefevre d’Etaples (Faber Stapulensis) besorgte
Ausgabe der Werke des Nicolaus Cusanus (Parisiis 1514) unter-
scheidet sich vor allem dadurch wesentlich von den vorhergehenden,
daß der zweite Band (f. VII—CLNXXX) zahlreiche und zum Teil
sehr umfangreiche Auszüge aus den Predigten enthält. ,,Excita-
tionum EX SERMONIBUS R.P. NlCOLAI DE Cu SA CARDIN ALIS LlBRI X“
lautet der Titel. Die Einteilung in zehn Bücher legt die Vermutung
nahe, der Stoff sei nach sachlichen Gesichtspunkten auf sie verteilt
worden; vielleicht hat der Herausgeber das zunächst auch versucht;
aber schon von der Mitte des zweiten Buches ab (f. 25r) folgt er
den beiden Hss. Vat. lat.1244 und 1245, denen die Auszüge ent-
nommen sind1.
Ohne Zweifel war Lefevres Arbeit fflr die damalige Zeit sehr
verdienstlich. Heute jedoch, da es sich darum handelt, die Geistes-
welt des Cusanus wissenschaftlich zu erschließen, muß man die
Excitationes als unzulänglich ablehnen, und zwar aus drei Gründen.
Erstens können Auszüge nie das Ganze ersetzen. Der eine inter-
essiert sich für diese, der andere für jene Seite eines Werkes. Le-
fevre kam es vor allem auf die philosophischen und spekulativ-
theologischen Darlegungen an, und so ließ er z. B. viele exegetische
Ausführungen, die ihm wohl in philologischer Hinsicht unzuläng-
lich erscheinen mochten, beiseite. Viele Predigten hat er aber auch
ganz weggelassen; welche Gründe ihn dabei im einzelnen bestimm-
ten, läßt sich natürlich nicht sagen. Zweitens änderte Lefevre als
echter Humanist den Wortlaut der Predigten, wo er ihm gegen den
Geist der lateinischen Sprache zu sündigen schien. Nun schreibt
Cusanus sicherlich kein klassisches Latein, zumal nicht in den oft-
mals recht eilig niedergeschriebenen Predigtentwürfen; auch scheute
er weder unvollständige Sätze noch kühne Konstruktionen, wenn
die Gedanken der Feder vorauseilten. Das alles nimmt man aber
gern in Kauf, um die ursprüngliche Form der Predigtentwürfe und
Betrachtungen zu gewinnen. Alle Schriften des Kardinals haben ja
1 Vgl. unten S. 13 und 24f.
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