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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 2. Abhandlung): Vier Predigten im Geiste Eckharts — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41989#0103
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4. Ubi est qui natus est rex Iudaeorum (n. 17 — 19).

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Wesenheit, die den Formen das Sein gibt. So nennt Moses ihn den
Former Himmels und der Erde; denn Gott ist nicht der Himmel
oder die Erde oder etwas dergleichen. Denn der Himmel hat seine
eigene Form, die ihm das Himmel-Sein gibt; diese Form hat ihr
Sein von der Form der Formen. So ist Gott, der alles formt, die
Wesenheit, die das Sein allen Formen gibt; diese verleihen das
Dieses- und Jenes-Sein. Gott kann aber nicht die Form des Him-
mels sein; denn diese wird durch die Unterschiede des Himmels
von dem, was nicht Himmel ist, bestimmt. Daher fehlt jener Form,
die so durch die Unterschiede bestimmt ist, das Sein, welches (sie)
nicht bestimmt; der absoluten Wesenheit aber, die Gott ist, fehlt
kein Sein. Gott ist also das Sein alles Seins, wie das Sein der Ein-
heit das Sein jeder Zahl ist. Wie aber die Einheit weder die Zwei-
heit noch die Dreiheit ist, so ist auch Gott weder Himmel noch
Erde. Die Einheit ist Ursprung und Ziel der Zweiheit; denn die
Zweiheit gründet in der Einheit; wird diese aufgehoben, so hört
jene auf, Zweiheit zu sein. So ist Gott Ursprung und Endziel des
Weltalls, ein Ziel, das selbst kein Ziel hat, also unendliches Ziel.
18. Wenn also Gott nur im Sein ist, dann ist er nach den Wor-
ten Meister Eckharts „nicht in der Zeit“ noch in der Teilung noch
im Kontinuum oder in der Größe noch ,,da, wo es ein Mehr und
Weniger gibt“, noch in etwas Unterschiedenem noch in etwas,,Ge-
schaffenem, insofern es dieses oder jenes ist“, noch in etwas Eige-
nem, obgleich er in allen Wesen ist, insofern sie Seiendes sind, wie
die Weiße in allen ist, insofern sie weiß sind; jedoch gibt es an
ihnen keine Weiße, insofern sie zeitlich bestimmt, ausgedehnt,
unterschieden oder dieses und jenes sind, nämlich Hölzer, Steine
usw. Denn Gott ist „der da ist“, und 'das Sein’ ist sein Name,
und er ist das Sein selbst, welches alle erstreben.
19. Mirscheint: es ist dasselbe, wenn wir sagen: alles,
was ist, ist, insofern es ist, im Sein, welches Gott ist,
wie (wenn wir sagen): Gott, der das Sein selbst ist, ist
in allem, was da ist, insofern es ist. Denn wie wären die
23—24. esse quod omnia appetunt. Cf. DOMINICUS GUNDISALVI De
unitate (ed. P. Correns BGPhMA I, 1) p. 4, 16: ,,omnia, sicut appetunt esse,
sic et unum esse“. Qui tractatus exstat etiam in codice Cusano 205 f. 39r. Cf.
notam marginalem CU SANI ad ECH ARDI Senn, et lect. in Eccli. n. 44 [81 ob):
„esse queritur ab Omnibus“.
25—104, 6. Cf. De Docta Ignorantia II c. 4, p. 74, 9—21; Sermo „Dies
sanctificatus“ 14, lOseq. 24seq.
 
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