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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 2. Abhandlung): Vier Predigten im Geiste Eckharts — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41989#0115
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4. Ubi est qui natus est rex Iudaeorum (n. 27—29). 115
des Mehr und Weniger, auch der besitzt Gott nicht, welcher
unendlich und diesem allem gegenüber absolut ist. Vielmehr
muß der, der zu Gott zu kommen wünscht, ihn suchen ,,in der
Höhe, ja in der höchsten Höhe, im Himmel, in der Mitte, im Inner-
sten, nämlich im Nebel und der Wolke“, und muß heilig werden,
das heißt frei von der Erde oder irdischer Anhänglichkeit, heilig
und ein Sohn Israels, das im Licht wohnte, und die Werke der
Finsternis abwerfen.

28. Ferner sagt Aldrovandinus von Toscanella in einer
Predigt auf dieses Fest, die (auch) das hier vorangestellte Thema
behandelt: Jedes körperliche Geschöpf hat, weil begrenzt,
einen Ort, in dem es Schutz findet, wie die Pflanze in der Erde,
die Rose im Dornstrauch, die Fische im Wasser, die Vögel in der
Luft; das geistige Geschöpf aber ist nicht an einem Ort, weil
es weder von einem Ort umschrieben noch durch ihn beschützt
wird; verstehe dies vom körperlichen Ort. Wenn also die körper-
liche Welt nicht wäre, so könnte noch immer das geistige Geschöpf
da sein. Die ewigen Wesen, wie der Vater, der Sohn und der
Hl. Geist, sind nicht an einem Orte, sondern umgeben und um-
fassen alle Orte, weil, wie das örtlich Bestimmte vom Orte erhalten
wird, so der Ort von Gott.
29. Man sagt aber, Gott sei an einem Orte, wegen gewisser
Wirkungen, die er dort tätigt. So ist er in der Welt zur Übung
der Pilger, in der Hölle zur Strafe der Verdammten, im Himmel
zur Freude der Seligen und in der Seele zum Tröste seiner Lieben.
Das Sein in der Welt schreibt man ihm aus folgendem Grunde zu:
Das Abgeleitete kann nicht ohne seinen Ursprung sein, der Zweig
trägt keine Frucht ohne die Wurzel, das Glied des Leibes macht
keine Bewegung ohne die Kraft des Herzens, die Himmelslichter
erleuchten nicht ohne die Sonne. Auf diese Weise kann kein Geschöpf
etwas wirken ohne Gott: ohne mich, sagt der Sohn Gottes, könnt
ihr nichts tun; und Johannes sagt: „ohne ihn ist nichts gewor-
13—15. cf. PETRUS LOME ARDUS Sent. 1 d. 37 c. 5 n. 344; c. 8 n. 349.
15—16. cf. I. c. c. 3 n. 340: „Nam et ipsa loca, et quidquid in eis est, nisi
ipse conservet, manere non possunt“ etc. THOMAS Sent. I d. 37 q_ 2 a. 1:
(Deo in loco esse convenit) ,,ut dans loco naturam locandi et continendi.“
25. cf. loh. 15, 5.

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