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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 2. Abhandlung): Vier Predigten im Geiste Eckharts — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41989#0119
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5. Loquimini ad petram (n. 1—3).

119

1457, Am Feste Mariae Verkündigung, Brixen.
„Sprecht vor ihnen zum Felsen, und er wird euch
Wasser geben“, Num. 20, 8 und im Text der Tagesmesse.
1. Wir werden etwas über dieses Wunder sagen, vorher jedoch
über das Evangelium. Denn „der Fels war Christus“, „der Erlöser
der Welt“. Wie er Wasser gab, ist in unserem Evangelium zu lesen;
von ihm sagten die Samariter: „Wir haben ihn selbst gehört und
wissen, daß dieser wahrhaft der Erlöser der Welt ist“ (Job. 4, 42
und im Evangelium des heutigen Wochentages).
2. Für gewöhnlich hält man daran fest, daß Christus an dem-
selben Tage am Kreuz gestorben ist, an dem er im Schoß der Jung-
frau empfangen wurde, und daß dieser Tag der Schöpfungstag sei.
Wir wissen, daß Christus am sechsten Tage nach der Tag- und
Nachtgleiche gestorben ist, wie denn heute der sechste Wochentag
ist, an dem wir das Fest der Verkündigung begehen. Daher be-
zeigen manche heute die größte Ehrerbietung, als wäre dies der
wahre Tag des Todes Christi und unserer Erlösung, und es ist recht,
ihnen nachzueifern.
3. Das Evangelium des heutigen Tages habe ich genommen,
weil ihr oft von diesem Fest gehört habt. Denn dieses Evangelium
ist voll der kostbarsten Offenbarungen, die man wohl an einem so
hohen Festtage vortragen kann; und was besonders zu beachten
ist, in ihm ist ausgesprochen, daß die Lehre Christi geistlich ist,
deren Verständnis der Welt entgeht. Manche halten sich gern dar-
über auf, als predigte ich manchmal euch einfachen Leuten zu hohe
Dinge, wie sich hier auch die Jünger darüber wunderten, daß
Christus mit einem Weibe über so hohe Dinge redete. Wenn jene
beachten wollten, wie Christus jenem Weiblein, das eine Sünderin
und Samariterin war, und das ihn allein hörte, die geheimsten und
tiefsten Wahrheiten in fruchtbringender Weise offenbarte, so wür-
den sie mir verzeihen. Denn ich rede zu einer größeren Anzahl
und darf wohl hoffen, daß es unter ihnen manche gibt, die mehr
Verständnis haben als jenes Weiblein.
proferunt AUGUSTINUS De trin. IV c. 5 n. 9, PL 42, 894; MARTINUS
DUMIENSIS De Pascha, PL 72, 47—51; BEDA De ordinatione feriarum
Paschalium, PL 90, 607—10, Testimonia calendariorum eccles. vid. apud
F. CABROL in: Dict. d'archiol. chrh. et de liturgie I 2248seq.
22. cf. loh. 4, 27. Vid. infra n. 23, p. 140, 30seq.
 
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