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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 3. Abhandlung): Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen in Satzform — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41990#0015
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Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen. 15

Kreißenden her. Zugleich rufen ihre (drinnen befindlichen) Freun-
dinnen und die, die draußen stehen oder sitzen, die Heiligen an:
Kommt, ergreift sie, die in Todesnöten ist, bei der Hand, und helft
ihr heraus aus ihren Todesschmerzen! 0 Sejjid, o Schagazid, mein
Vater, seht eure Tochter (gnädig) an! 0 heiliger Umar, sitzest Du
dort untätig ? Warum kommst Du nicht herzu und siehst sie
(gnädig) an ? Wenn du kommst und deine Magd herausziehst in
Gesundheit, wird sie selbst für dich ein Schlachttier hinführen und
schlachten!“ Und weiter: „Während sie drinnen und draußen bei
diesem Rufen sind, tritt die Kreißende (in einen Zustand) zwischen
Tod und Leben. Zu der Zeit laufen sie umher und fangen alle ein
wirres Durcheinanderreden an. Kein Mensch versteht, was die
Weiber sagen, und wen sie rufen. Z. B.: '0 Gott, wie wirst du an
uns handeln ? 0 Gott mit dem weißen Gesicht! 0 du schöner
Mond, ich will dir einen barass Durra als Brei geben, wenn die
Mutter1 heute den Sohn1 zu sehen bekommt! ... 0 ihr Wasser-
engel! 0 ihr Tag und Nacht Wandernden! Kommt uns zu Hilfe,
jetzt ist Eure Zeit! 0 Mohammed! Weh, was soll ich tun, meine
Freundinnen ? Sitzt ihr da so untätig ? O (lieber) Sonnenstrahl,
leuchte über uns, (liebe) Sonne! ... 0 öffne uns doch, o Gott, ein
Fensterchen, das deine Magd durch es entrinne!’ “2
Wir sehen also, daß im heutigen Nubien die Geburt eines
Kindes von zahlreichen großenteils religiös gefärbten Ausrufen der
die Kreißende bei der Geburt umgebenden Frauen begleitet ist3.
Halten wir diesen Bericht mit den Nachrichten aus dem Alten
Testament und aus dem ägyptischen Märchen zusammen, so liegt
die Vermutung außerordentlich nahe, daß die bei so zahlreichen
ägyptischen Personennamen sich findende Satzform sich erklären
läßt aus Ausrufen, die bei der Geburt des Kindes, sei es die Mutter,
der Vater, die Hebamme oder andere Angehörige getan haben4.
1 Anstatt dieser Worte sind die betreffenden Eigennamen einzusetzen.
2 Bei dem etwas später stattfindenden Fest der Namengebung gibt dann
der Vater oder ein anderer Angehöriger der Familie dem Kinde den Namen
(S. 264); vgl. S. 14, Anm. 3.
3 Die Sitte, daß ein solcher Ausruf bei der Geburt dann zum Namen des
Kindes wird, ist in Nubien allerdings heute nicht mehr nachzuweisen.
4 Zur Namengebung durch die Mutter und Anerkennung des Sohnes
durch den Vater vgl. das von Gardiner veröffentlichte Lied auf Amon (Äg.
Zeitschrift 42, 32f), wo zu beachten ist, daß der die Legitimität bestätigende
Ausspruch des Vaters Ink pw ,,mir gehört er“ — oder vielleicht richtiger „ich
bin es!“ mit dem Zusatze (m—) m’,‘. t „wirklich“ als männlicher Personenname
(PN 38, 19) belegt ist!
 
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