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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 3. Abhandlung): Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen in Satzform — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41990#0023
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Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen. 23

schein Gewände als Agevcohy)^ überliefert worden ist, daneben aber in
einer fehlerhaften Form Apsvojcpt,^, die sich in unseren Geschichts-
büchern eingebürgert hat. Man hat ihn gewöhnlich als „Amon ist
zufrieden“ gedeutet. Ich selbst habe statt dessen „Amon ist gnä-
dig“ vorgeschlagen1. Aber besser wird es sein, wenn wir übersetzen
„Amon hat sich gnädig erwiesen“ -— nämlich, indem er die Geburt
zum glücklichen Ende geführt hat. Auch sie enthalten also einen
Dank der erlösten Mutter für die erfolgte Entbindung und gewinnen,
,so verstanden, erst ihren vollen Klang.
Hier ist nun noch einer weiteren großen Gruppe von Satznamen
zu gedenken, die seit dem Ende des AR und dann in steigendem
Maße im MR und NR in Gebrauch gewesen sind. Ich meine Namen
wie pth-m-wsh.t „Ptah ist im (Tempel-)Hof“ (139, 19), mw.t-m-mr-s
„(die Göttin) Mut ist auf ihrem See“ (147, 20), imn-m-wh „Amon
ist im (Prozessions-)Schif'fe (26, 1), hthr-hr-hnj.t „Hathor ist auf der
Ruderfahrt“ (235, 16) u. ä.
Diese Namen enthalten Aussagen, die sich offensichtlich auf
bestimmte Vorgänge bei Götterfesten beziehen. Sie sagen uns, daß
das Kultbild des Ptah, aus seinem Allerheiligsten kommend, den
großen Tempelhof erreicht hat, der der Menge des Volkes zugäng-
lich ist, und sich nun seinen Verehrern zeigt. Oder daß das Rild der
Mut, des Amon oder der Hathor in feierlich geschmückter Rarke auf
dem im großen Tempelbezirk gelegenen heiligen See einherfährt,
an dessen Ufern sich die feiernde Menge drängt. Aber was haben
diese Aussagen — die wir uns wohl als begeisterte Ausrufe aus der
Menge denken dürfen2 — mit der in ihrer Wochenstube befindlichen
ägyptischen Mutter zu tun ? Ich glaube, die Verbindung ist nicht all-
zuschwer herzustellen. Wer, von den Personennamen anderer Völker
herkommend, die Namen der Ägypter durchmustert, dem muß es
auffallen, wie wenige ägyptische Kinder nach ihrem Geburtstag
benannt zu sein scheinen. Ein Name der Spätzeit wie p\-n-sw-psd,
der seinen Träger als „den vom neunten Monatstage“, also als am
neunten eines Monats geboren bezeichnet, scheint in dieser seiner

1 Das Verbum htp hat — neben anderen — die Bedeutungen „zufrieden
sein“ und „gnädig sein“, vgl. WB 3, 188f.
2 Besonders bezeichnend ist der Name ph-sw-hr[. w) „der ihn angriff, ist
gefallen!“, der offenbar auf den im Osiriskult dramatisch wiedergegebenen
Kampf zwischen Osiris und Seth anspielt. Vgl. die Ausrufe beim Siegesfest
des Horus von Edfu, Erman, Religion (1934), S. 372.
 
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