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Carl Brinkmann:
In den übrigen deutschen Weinbaugebieten waren beispielsweise
am 1. 8. 1936 noch 32 y. H. des Weißweins eingekellert. •—Von der
Ernte des Jahres 1936, die 535126 hl ergab, waren zwei Monate
nach der Lese schon rund 40 v. H. verkauft. Von älteren Weinen
waren zum gleichen Zeitpunkt noch 20326 hl unverkauft, d. h.
2,88 v. H. der Ernte von 1935. Dieser Rückgang der Lagerbestände
ist in erster Linie auf die Weinwerbewoche u. ä. zurückzu-
führen .
Eine wichtige Aufgabe bei der Steuerung des Absatzes haben
die Winzergenossenschaften. Der dringende Bedarf von Geld-
mitteln im Herbst trieb den Winzer oft dazu, seinen Wein unter
allen Umständen möglichst schnell abzusetzen, ein Zwang, der ihm
die Erreichung eines Höchstertrages fast immer unmöglich machte.
Eine Hauptaufgabe der Winzergenossenschaften — die in ihrer
Anfangszeit zum großen Teil von kleinen, kapitalarmen Winzern
gebildet wurden •— ist es, derartige Notverkäufe zu verhindern.
Eine weitere Aufgabe sehen die Winzergenossenschaften in der
Steigerung und Sicherung der Qualität der Weine. Anbau von
einwandfreien Reben, sortenreine Lesen und getrenntes Keltern
sind die Bedingungen hierfür. Heute besteht fast überall für die
Genossenschaftsmitglieder Ablieferungszwang der Trauben, eine
Maßnahme, die nicht nur die Gewinnung besserer Qualitäten för-
dert, sondern auch dem einzelnen Winzer große Einsparungen
bringt, vor allem den Wegfall der Anschaffungskosten für eine
Traubenpresse. Ferner hat der einzelne teil an einer modernen
Kellerwirtschaft mit neuzeitlichen Geräten und Maschinen und
fachlich gut geschultem Personal. Gleichzeitig wird neben einer
lohnenden Kelterung eine gewisse Lagerhaltung gesichert.
Von dem Verkauf von Wein in kleineren Mengen und unmittel-
bar an den Verbraucher wurde seitens der Winzergenossenschaften
zunächst abgesehen. Da sich der Weinhandel aber häufig weigerte,
Genossenschaftsweine zu kaufen, gingen diese dazu über, in eigenen
Winzerstuben ihre Weine auszuschenken und sie außerdem direkt
an Privatkundschaft, an Wirte und Kleinhändler zu verkaufen.
Im Verhältnis zu anderen Weinbaugegenden des Reiches ging
die Bildung von Winzergenossenschaften in Baden recht langsam
vor sich. Erst nach dem Kriege begann sich das Genossenschafts-
wesen im badischen Weinbau stark zu entfalten. Es folgte eine
Neugründung nach der andern. Das bedeutende Anwachsen der
Genossenschaften seit 1933 beweist, daß der nationalsozialistische
Carl Brinkmann:
In den übrigen deutschen Weinbaugebieten waren beispielsweise
am 1. 8. 1936 noch 32 y. H. des Weißweins eingekellert. •—Von der
Ernte des Jahres 1936, die 535126 hl ergab, waren zwei Monate
nach der Lese schon rund 40 v. H. verkauft. Von älteren Weinen
waren zum gleichen Zeitpunkt noch 20326 hl unverkauft, d. h.
2,88 v. H. der Ernte von 1935. Dieser Rückgang der Lagerbestände
ist in erster Linie auf die Weinwerbewoche u. ä. zurückzu-
führen .
Eine wichtige Aufgabe bei der Steuerung des Absatzes haben
die Winzergenossenschaften. Der dringende Bedarf von Geld-
mitteln im Herbst trieb den Winzer oft dazu, seinen Wein unter
allen Umständen möglichst schnell abzusetzen, ein Zwang, der ihm
die Erreichung eines Höchstertrages fast immer unmöglich machte.
Eine Hauptaufgabe der Winzergenossenschaften — die in ihrer
Anfangszeit zum großen Teil von kleinen, kapitalarmen Winzern
gebildet wurden •— ist es, derartige Notverkäufe zu verhindern.
Eine weitere Aufgabe sehen die Winzergenossenschaften in der
Steigerung und Sicherung der Qualität der Weine. Anbau von
einwandfreien Reben, sortenreine Lesen und getrenntes Keltern
sind die Bedingungen hierfür. Heute besteht fast überall für die
Genossenschaftsmitglieder Ablieferungszwang der Trauben, eine
Maßnahme, die nicht nur die Gewinnung besserer Qualitäten för-
dert, sondern auch dem einzelnen Winzer große Einsparungen
bringt, vor allem den Wegfall der Anschaffungskosten für eine
Traubenpresse. Ferner hat der einzelne teil an einer modernen
Kellerwirtschaft mit neuzeitlichen Geräten und Maschinen und
fachlich gut geschultem Personal. Gleichzeitig wird neben einer
lohnenden Kelterung eine gewisse Lagerhaltung gesichert.
Von dem Verkauf von Wein in kleineren Mengen und unmittel-
bar an den Verbraucher wurde seitens der Winzergenossenschaften
zunächst abgesehen. Da sich der Weinhandel aber häufig weigerte,
Genossenschaftsweine zu kaufen, gingen diese dazu über, in eigenen
Winzerstuben ihre Weine auszuschenken und sie außerdem direkt
an Privatkundschaft, an Wirte und Kleinhändler zu verkaufen.
Im Verhältnis zu anderen Weinbaugegenden des Reiches ging
die Bildung von Winzergenossenschaften in Baden recht langsam
vor sich. Erst nach dem Kriege begann sich das Genossenschafts-
wesen im badischen Weinbau stark zu entfalten. Es folgte eine
Neugründung nach der andern. Das bedeutende Anwachsen der
Genossenschaften seit 1933 beweist, daß der nationalsozialistische