Metadaten

Brinkmann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 4. Abhandlung): Erzeugung und Verbrauch landwirtschaftlicher Produkte in Baden: mit 16 Tabellen — Heidelberg, 1937

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41991#0064
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
64

Carl Brinkmann:

er Zeugung seit dem Vorkriegsjahr (Tabelle IV a und c) stimmt
ziemlich gut mit der des Pferdebestandes überein, und daß sie
neuerdings weit darüber hinaus sinkt, würde ebenfalls auf ihren
Vorrang als unabhängige Variable deuten. Zwar stellt das Stati-
stische Landesamt fest (Bad. Landwirtschaft I, 73), daß auch
Kleinst,- und Kleinbauern an der Pferdehaltung verhältnismäßig
stark beteiligt sind und der ,,Einpferdbauer“ in der mittleren
und unteren Rheinebene eine „typische Erscheinung“ sei. Aber
ein Vergleich der Anteilsziffern der beiden letzten Betriebszählun-
gen ergibt doch wohl die zunehmende Verschiebung der Pferde-
haltungin die mittel- und großbäuerlichen Betriebe und damit auch
umgekehrt eine Beteiligung der Bodenzersplitterung am Rückgang
der Pferdezahl1:

Betriebe
1925
1933
unter 2 ha.
10,2 v. H.
7,0 v. H.
2—5 ha.
30,0 „ „
28,9 „ „
5—20 ha.
48,8 „ „
53,1 „ „
20—100 ha.
9,5 „ „
9,8 „ „
über 100 ha.
1,5 „ „
1,2 „ „

Einzelne weitere Belege scheint die Statistik der Amtsbezirke
(Tabelle VIII) seit dem Vorkriegsjahr zu bieten. Sie ergibt zu-
nächst für groß- und mittelstädtische Bezirke wie Karlsruhe, Ra-
statt, Freiburg und Bruchsal (Fuhrhaltereien, Garnisonen) eine
Drittelung oder Halbierung des Bestandes, wogegen andere wie
Mannheim und Pforzheim den Bestand viel besser gehalten haben.
Aber auch ein Schwarzwaldbezirk wie Neustadt verlor zwei Drittel
seiner Pferde, während ein anderer wie Waldshut die seinen um
die Hälfte vermehrte. Sinsheim im Kraichgau konnte den Bestand
um die Hälfte erhöhen und das unterländische Tauberbischofsheim
ihn sogar verdoppeln. Das dürfte damit Zusammenhängen, daß im
Kraichgau eine (gegenwärtig stark überalterte) Kaltblutzucht ge-
trieben wird und im Frankenlande das Rindvieh zur Steigerung
der Milchleistung von Gespanndiensten entlastet wurde (Bad. Land-
wirtschaft I, 299, III, 289). Bemerkenswert ist andererseits, daß
gerade das Amt Neustadt mit seinem großen Pferdeverlust mit an
der Spitze des badischen Haferbaus (31-—35 v. H. der Getreide-
fläche) steht und die beiden Ämter des stärksten Haferbaus (über
1 Freilich sind 1933 nur die Betriebe über 0,5 ha gezählt, aber der Anteil
der darunter liegenden kann wohl gerade heute vernachlässigt werden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften