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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0060
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52

Martin Honecker:

positiven Zeugnisse; der geringe Umfang aber seines griechischen
Sprachwissens erklärt vor allem das eigenartige Schweigen des Gio-
vanni Andrea dei Bussi und ist schließlich ausgezeichnet ge-
troffen mit Pizzolpassos Wort: aliquando introductus linguae
graecae.
Daß Nicolaus Cusanus vom Griechischen mehr verstand als die
Mehrzahl der abendländischen Gelehrten seiner Zeit, mag ihm selbst
wohl bewußt gewesen sein. Deshalb liebte er es auch, sogar in
Predigten, mit griechischen Ausdrücken aufzuwarten, und deshalb
hielt er sich auch für befugt, über die griechischen Kenntnisse
anderer ein Urteil zu fällen.
Einem solchen Urteil begegnet man im God. Cus. 96, der Kom-
mentare des Albertus Magnus zu Werken und Briefen des
Pseudo-Dionys enthält147. In seiner Erläuterung des Buches De
divinis nominibus kommt Albertus dort (f° 137rb) auf den Begriff
der pulchritudo zu sprechen und sucht den Unterschied zwischen
κάλλος und καλός, den ein Übersetzer nicht beachtet habe, darzu-
legen: kallos . . . per duos ,,Z“ scriptum significat pulcrum in greco,
per unum vero ,,lu significat bonum. Gerade neben diesem Satz
steht nun, von des Cusanus Hand geschrieben, am Bande zu
lesen: non grecus fuit albertus. Diese Kritik ist nun höchstens inso-
fern berechtigt, als καλός nicht bonum, sondern bonus bedeutet

tionem“ (Brixen 1456), vgl. Exc. VII, p II 135v, b 584. ·— Die vorstehenden
Ausführungen sollen die Frage der hebräischen Sprachkenntnisse des Cusanus
keineswegs zur Entscheidung bringen, sondern nur zu ihrer Untersuchung an-
regen. Dabei wird besonders darauf zu achten sein, daß die Excitationes die
Predigttexte nicht vollständig darbieten.
Eine Stelle im I. Prolog der Schrift Cribratio alchorani {a 53Γ, p I 123v,
b 879) könnte die Frage anregen, inwieweit Nikolaus von Cues mit dem Ara-
bischen vertraut gewesen sei. Darauf gibt die genannte Stelle bereits eine
deutliche Antwort in dem Sinne, daß Cusanus keinen eigenen Zugang zum
arabischen Text besessen haben wird. Denn er bekundet, daß er den Koran
(schon in Basel) an Hand einer lateinischen Übersetzung studiert habe, daß
er dann in Konstantinopel bei den fratres Minores habitantes apud sanctam
Crucem eine arabische Koran-Hs. gefunden habe, die ihm jene Mönche in
einigen Punkten, soweit sie konnten (prout sciverunt), erklärt hätten, und daß
er dann im Dominikanerkloster zu Pera wieder auf eine lateinische Über-
setzung gestoßen sei. Zu einer Erlernung des Arabischen würde auch der
nur zweimonatige Aufenthalt in Konstantinopel nicht ausgereicht haben.
147 Auf diese Stelle hat zuerst M. Grab mann (18 II 390) aufmerksam
gemacht.
 
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