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Köhler, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 3. Abhandlung): Omnis ecclesia Petri propinqua: Versuch einer religionsgeschichtlichen Deutung — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41995#0005
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Omnis ecclesia Petri propinqua.

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4. Die Sprache des Ediktes war höchst wahrscheinlich die
griechische, die damals noch in Rom herrschte.
5. Bischof Kallist von Rom erklärte inhaltlich5 in dem Edikte):
Ego et moechiae et fornicationis delicta poenitentia functis dimitto.
Wohl in bewußter Anlehnung an das Έγώ κελεύω kaiserlicher
Edikte. Vgl. Stoeckius 45ff., der auch auf die bekannte christo-
logische Formel des Zephyrin: Έγώ οίδα. ενα Αεόν Χριστόν Ηήσουν
usw. hinweist. Stephan Lösch: ,,Diatagma Kaisaros“ 1936, zeigt,
daß Έγώ κελεύω in Statthalteredikten auf Papyrusfunden beson-
ders häufig begegnet (S. 12, vgl. 36: ,,in Edikten der Kaiserzeit
beliebte Wendung der Verwaltungssprache“). Nicht gleichgültig
für das Verständnis des Kallistschen Ediktes ist, daß nach Lösch
S. 10 die Formel Έγώ κελεύ®, έγώ θέλω die eines kaiserlichen Reskrip-
tes ist, envoye par la chancellerie imperiale en reponse ä une queL
stion posee par un gouverneur embarrasse par des incidents locaux,
nicht un edit applicable dans tout l’empire. In dem Ego dimitto
liegt also nichts „Primatiales“. Vergleiche auch H. Markowski:
„Diatagma Kaisaros“ (Abhandlungen der Posener Akademie, Phil. -
hist, Klasse VIII 2, 1937).
6. Dem Edikte war eine Begründung seitens seines Autors
beigegeben.
Den Beweis dafür sehe ich durch Preusciien a. a. 0. und
E. Rolffs: „Das Indulgenz-Edict des römischen Bischofs Kallist“,
1893 geführt, ohne den beiderseitigen Rekonstruktionsversuch mir
restlos aneignen zu können.
7. In dieser Begründung standen inhaltlich die Worte: quia
dixit Petro dominus: „Super hanc petram aedificabo ecclesiam
meam, tibi dedi clavos regni caelestis“, vel: „Quaecunque alliga-
veris vel solveris in terra, erunt alligata vel soluta in caelis“,
idcirco et ad me derivavit solvendi et alligandi potestas, id est
ad omnem ecclesiam Petri propinquam.
Grammatisch ist die Deutung der Worte als Äußerung des
Kallist einwandfrei; s. K. Kalbfleisch in ZNW. 1932, 61. Sach-
lich hat Hugo Koch sowohl in „Cathedra Petri. Neue Unter-
5 Damit möchte ich andeuten, daß eine absolute Sicherheit nicht be-
steht, daß die Formulierung: Ego etc. von Kallist stammt. Aber es ist doch
das Wahrscheinlichste, und das Urteil von K. Adam: „Neue Untersuchungen
über die Ursprünge der kirchl. Primatslehre“ (Th. Qu. 1928, 170), daß „das
Edikt seinem ganzen Wortlaut nach Tertullians Gemachte“ sei. der Wortlaut
uns „völlig unbekannt“, schießt über das Ziel hinaus.
 
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