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Walther Köhler:
patris (adv. Prax. 9b) bezeichnet, will mehr besagen, als daß er
vom Vater „abstammt“; er ist substantieller Ausfluß des Vaters*
rivus ex fonte, wie es weiterhin (c. 22) heißt. Auch das in die Sophia
„derivierende“ vitium strömt dynamisch über, es wird weiterhin
durch das ebenfalls dynamisch zu verstehende efflare erläutert (adv.
Valent. 9). Bildliches Verständnis ist hier nicht am Platze49. In
dem, wohl dem vierten nachchristlichen Jahrhundert angehörigen
Briefwechsel zwischen Paulus und Seneka begegnet cp. 14 ab initio
das Wort derivamentum, und zwar ebenfalls als wunderbares Her-
ausströmen göttlicher Kraft: das verbum ist derivamentum dei eres-
centis et manentis in aeternum, darum ein verbum stabile — eine
alte Vorstellung50. Übersetzt, wie wahrscheinlich, Tertullian mit
derivasse ein griechisches Wort, so hat man eine Auswahl zur Ver-
fügung, die aber darin sich eint, daß es sich allemal um einen dyna-
mischen Begriff handelt51.
Daß gemeinhin zur Zeit des Tertullian und Kallist der Vor-
stellungskreis der fließenden Kraft lebendig war, hat F. Preisigke
in besonderer Schrift: „Die Gotteskraft der frühchristlichen Zeit“
1922, erwiesen; fast war es eine Selbstverständlichkeit. So spricht
etwa in den Thomasakten der Exorcist: 5Ιησού έλΤέτω ή νικητική
αύτοΰ δύναμις καί ένυδρύσΑω τω έλαίω τούτω, ώσπερ ίδρύνθη έν τώ
συγγενεί αύτοΰ ξύλω ή τότε αυτού δύναμις52. Der Menschenleib gilt
als das Gefäß (σκεύος), in das das Fluidum hineinströmt, mit-
unter so, daß es überfließt (ύπερπλεονάζει)53. Es kommt hier nicht
auf Vollzähligkeit der Belege an54; der Beweis ist geführt, daß ein
49 Auch die Formeln: cathedrae apostolorum praesident suis locis,
literae sonantes vocera et repraesentantes faciem (De praescr. 24) oder
episcopi apostolici seminis traduces (ib. 32) sind dynamisch zu verstehen.
Ebenso die vielumstrittene Begriffswelt Cypiians.
50 Grund mann 17, Anm. 13 und die oben angegebenen Stellen aus Philo.
Die Korrektur von Kurfess (ZNW. 35, 1936, 307): verbum stabile dei, rivi
derivamentum crescentis et manentis in aeternum dürfte nicht nur unnötig,
sondern falsch sein. Gerade daß das verbum ein derivamentum dei ist, macht
seinen unzerstörbaren Wert aus.
51 Hugo Koch (ZNW. 1932, 71 Anm.) rekonstruiert: Διό καί εις εμέ
μετερρύη (διερρύη, διέβη, μετέβη, διηλΕεν, μετήλθεν) ή εξουσία του δεΐν καί λύειν.
Man könnte wohl noch einige Ausdrücke mehr vermuten, etwa έξήλθεν, άπερ-
ρύη u. ä., hingegen schwerlich das mir von anderer Seite vorgeschlagene μετα-
τίθεσΟ-αι; es ist zu abstrakt.
52 Preisigke 220. 53 ib. 228.
54 Auf die spätere Entwicklung (Preisigke 237 die divinitas infusa bei
Cassian) ist hier nicht einzugehen.
Walther Köhler:
patris (adv. Prax. 9b) bezeichnet, will mehr besagen, als daß er
vom Vater „abstammt“; er ist substantieller Ausfluß des Vaters*
rivus ex fonte, wie es weiterhin (c. 22) heißt. Auch das in die Sophia
„derivierende“ vitium strömt dynamisch über, es wird weiterhin
durch das ebenfalls dynamisch zu verstehende efflare erläutert (adv.
Valent. 9). Bildliches Verständnis ist hier nicht am Platze49. In
dem, wohl dem vierten nachchristlichen Jahrhundert angehörigen
Briefwechsel zwischen Paulus und Seneka begegnet cp. 14 ab initio
das Wort derivamentum, und zwar ebenfalls als wunderbares Her-
ausströmen göttlicher Kraft: das verbum ist derivamentum dei eres-
centis et manentis in aeternum, darum ein verbum stabile — eine
alte Vorstellung50. Übersetzt, wie wahrscheinlich, Tertullian mit
derivasse ein griechisches Wort, so hat man eine Auswahl zur Ver-
fügung, die aber darin sich eint, daß es sich allemal um einen dyna-
mischen Begriff handelt51.
Daß gemeinhin zur Zeit des Tertullian und Kallist der Vor-
stellungskreis der fließenden Kraft lebendig war, hat F. Preisigke
in besonderer Schrift: „Die Gotteskraft der frühchristlichen Zeit“
1922, erwiesen; fast war es eine Selbstverständlichkeit. So spricht
etwa in den Thomasakten der Exorcist: 5Ιησού έλΤέτω ή νικητική
αύτοΰ δύναμις καί ένυδρύσΑω τω έλαίω τούτω, ώσπερ ίδρύνθη έν τώ
συγγενεί αύτοΰ ξύλω ή τότε αυτού δύναμις52. Der Menschenleib gilt
als das Gefäß (σκεύος), in das das Fluidum hineinströmt, mit-
unter so, daß es überfließt (ύπερπλεονάζει)53. Es kommt hier nicht
auf Vollzähligkeit der Belege an54; der Beweis ist geführt, daß ein
49 Auch die Formeln: cathedrae apostolorum praesident suis locis,
literae sonantes vocera et repraesentantes faciem (De praescr. 24) oder
episcopi apostolici seminis traduces (ib. 32) sind dynamisch zu verstehen.
Ebenso die vielumstrittene Begriffswelt Cypiians.
50 Grund mann 17, Anm. 13 und die oben angegebenen Stellen aus Philo.
Die Korrektur von Kurfess (ZNW. 35, 1936, 307): verbum stabile dei, rivi
derivamentum crescentis et manentis in aeternum dürfte nicht nur unnötig,
sondern falsch sein. Gerade daß das verbum ein derivamentum dei ist, macht
seinen unzerstörbaren Wert aus.
51 Hugo Koch (ZNW. 1932, 71 Anm.) rekonstruiert: Διό καί εις εμέ
μετερρύη (διερρύη, διέβη, μετέβη, διηλΕεν, μετήλθεν) ή εξουσία του δεΐν καί λύειν.
Man könnte wohl noch einige Ausdrücke mehr vermuten, etwa έξήλθεν, άπερ-
ρύη u. ä., hingegen schwerlich das mir von anderer Seite vorgeschlagene μετα-
τίθεσΟ-αι; es ist zu abstrakt.
52 Preisigke 220. 53 ib. 228.
54 Auf die spätere Entwicklung (Preisigke 237 die divinitas infusa bei
Cassian) ist hier nicht einzugehen.