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Köhler, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 3. Abhandlung): Omnis ecclesia Petri propinqua: Versuch einer religionsgeschichtlichen Deutung — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41995#0031
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Omnis ecclesia Petri propinqua.

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sepulcro. Aber von einem „Primat“ des römischen Bischofs darf
man nicht sprechen, diesen Anspruch hat Kallist nicht erhoben139.
Er würde aus der Ideologie des Heroengrabes herausfallen. Auch
bei Viktor von Rom, wenn er die Apostelgräber geltend machte,
darf man nicht von „universalkirchlichen Anordnungen“140 spre-
chen: er hat das Recht seiner Auffassung der Passahfeier irgend-
wie autoritativ mit den Apostelgräbern gestützt, aber nicht sein
άποτέμνειν τής Ασίας πάσης άμα ταΐς όμόροις έκκλησίαις τάς παροικίας:
ωσάν έτεροδοξούσας, davon melden die Quellen nichts141. Der Heros
ist kein Gott und wirkt nicht universal, und der Ahn nur im Kreise
seiner Familie142, also Petrus nur innerhalb der ecclesia Petri pro-
pinqua, nicht per orbem. Die Heroen heißen εγχώριοι oder επιχώ-
ριοι, weil sie nur lokalen Kult genießen143. Als Perdikas von Mace-
donien sterben wollte, zeigte er seinem Sohne den Platz, wo er
begraben sein wollte, und erklärte, daß, solange seine Nachkommen
dort beigesetzt würden, solange die Herrschaft bei denselben bleibe;
als Alexander bei anderen einen Begräbnisplatz erhielt, glaubte
man, dadurch sei die Krone seiner Familie genommen144 — diu
Kraft hafte am Familiengrabe. Die Familiengötter waren aber in
jeder Familie andere145, und jede Stadt hatte ihre eigenen Götter:
„il y avait une Athene ä Athenes et il y en avait ä Spartes, c’etaient
deux deesses“146. Antik gesprochen ist Petrus Gentilheros147 der
139 Darüber ist man sich jetzt einig, wie Haller (456) mit Recht her-
vorhebt.
140 v. Harnack 148.
141 Höchstens indirekt können die Gräber hier mitgespielt haben, indem
ihr Besitz sein Selbst!:ewußtscin stärkte. „Etiam mortui valuit autoritas“,
mit Cicero zu reden (bei Plumpe 48). Aber das άποτέμνειν ist nicht potestas.
ligandi successoris Petri.
142 Vgl. G. Wissowa: „Religion und Kultus der Römer“, 2. Aufl. 1912,
168 über den Lar familiaris, 174 über die bei den römischen Theologen der
Kaiserzeit geltende, schon bei Plautus nachweisbare Identifikation des Lar
familiaris mit dem ήρως (οίκουρός) — F. Pfister: „Die Religion der Griechen
und Römer“ 137, Bethe 34, Fustel de Coulanges 72, 134, Furtwäjsc-
ler 19.
143 Stengel 126. 144 bei Lobeck I, 380.
145 Ch. Petersen: „Der Hausgottesdienst der alten Griechen“, 1851, 18..
146 Fustel de Coulanges 187. Dasselbe wiederholt sich später im
christlichen Heiligenkult. Auch die Märtyrer genossen ursprünglich nur lokale·
Verehrung (Delehaye, a. a. O., 38ff.).
147 Über Gentilheroen Pfister: „Reliquienkult“ 1, 303ff. Die Vor-
stellung des Heros Archegetes oder Archegcs (Furtwängler 20), an die man
hei dem Apostelfürsten auch denken könnte, liegt wohl zu fern.
 
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