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Elisabeth Bohnen stadt :
II.
Ecclesia ipsa.
Grundlegend ist für des Cusanus Denken und Wollen in der
Concordantia catholica30 wie sonst, vor allem auch in den Predigten
und anderen theologisch-philosophischen Schriften zur Sprache
kommend, was für das ganze Mittelalter Grundnorm war: Gott,
der über alles erhabene Unerfaßbare und der Schöpfer, und des
Menschen, des freien geistigen Geschöpfes naturgemäße, wesens-
notwendige Beziehung zu ihm, die in Christus vorbildlich, alle ver-
pflichtend erfüllt und gewiesen ist. Grundlegend ist, was z. B.
Augustinus als die hier verhüllte Gemeinde Gottes kennzeichnen,
Thomas v. Aquin als den berechtigenden Wesensgehalt einer welt-
beherrschenden Leitung durch die erscheinungshafte Kirche vor-
aussetzen, Dante in einer erdgelösten Daseins'weise der erdverhaf-
teten Kirche wiederfinden möchte. War dies Zugrundeliegende
auch wieder früher noch gar jetzt äußerlich greifbare Verwirkli-
chung, es war doch für den Menschen der Zeit immer noch die zu
innerst tragende, belebende, aneifernde Wirklichkeit im Reich wie
in der Kirche, in der christlich-kirchlich bedingten Einheit des
Abendlandes. Und diese Grundwirklichkeit ist für Nikolaus v. Cues
ecclesia ipsa, eigentliche Kirche. In dieser ecclesia ipsa,
nicht sowohl als ihre zwei Teile, vielmehr als beide in ihr wesenhaft
gegründet und verankert, unterscheidet auch Cusanus imperium
und sacerdotium, Reich und Kirche im damals üblichen Sinne, für
die auch er immer wieder das mittelalterliche Leib - Seele - Gleichnis
anzuwenden versucht. Doch ist ihm klar und gibt er Klärung dar-
über, daß die Begriffe von Reichsherrschaft und Priestertum sich
wohl mit dem eigentlich Wesentlichen in den erscheinungshaften
Gebilden von Reich und Kirche decken und sich auch mit deren
wesensgemäßer Auswirkung immer mehr decken sollten, daß aber
die in seiner Zeit als Reich und Kirche erfahrenen Erdenwdrklich-
keiten vor allem infolge verderbender Verzerrungen und Mißstände
das eigentlich Gesollte fast nicht mehr erkennen lassen. Für seine
Betrachtungen und Forderungen an Reich und Kirche sind ihm
Grundwollen und Zielsetzung, Bestimmungen und Festlegungen des
ursprünglichen Reichs, d. h. zumal der reichsbauenden großen deut-
Elisabeth Bohnen stadt :
II.
Ecclesia ipsa.
Grundlegend ist für des Cusanus Denken und Wollen in der
Concordantia catholica30 wie sonst, vor allem auch in den Predigten
und anderen theologisch-philosophischen Schriften zur Sprache
kommend, was für das ganze Mittelalter Grundnorm war: Gott,
der über alles erhabene Unerfaßbare und der Schöpfer, und des
Menschen, des freien geistigen Geschöpfes naturgemäße, wesens-
notwendige Beziehung zu ihm, die in Christus vorbildlich, alle ver-
pflichtend erfüllt und gewiesen ist. Grundlegend ist, was z. B.
Augustinus als die hier verhüllte Gemeinde Gottes kennzeichnen,
Thomas v. Aquin als den berechtigenden Wesensgehalt einer welt-
beherrschenden Leitung durch die erscheinungshafte Kirche vor-
aussetzen, Dante in einer erdgelösten Daseins'weise der erdverhaf-
teten Kirche wiederfinden möchte. War dies Zugrundeliegende
auch wieder früher noch gar jetzt äußerlich greifbare Verwirkli-
chung, es war doch für den Menschen der Zeit immer noch die zu
innerst tragende, belebende, aneifernde Wirklichkeit im Reich wie
in der Kirche, in der christlich-kirchlich bedingten Einheit des
Abendlandes. Und diese Grundwirklichkeit ist für Nikolaus v. Cues
ecclesia ipsa, eigentliche Kirche. In dieser ecclesia ipsa,
nicht sowohl als ihre zwei Teile, vielmehr als beide in ihr wesenhaft
gegründet und verankert, unterscheidet auch Cusanus imperium
und sacerdotium, Reich und Kirche im damals üblichen Sinne, für
die auch er immer wieder das mittelalterliche Leib - Seele - Gleichnis
anzuwenden versucht. Doch ist ihm klar und gibt er Klärung dar-
über, daß die Begriffe von Reichsherrschaft und Priestertum sich
wohl mit dem eigentlich Wesentlichen in den erscheinungshaften
Gebilden von Reich und Kirche decken und sich auch mit deren
wesensgemäßer Auswirkung immer mehr decken sollten, daß aber
die in seiner Zeit als Reich und Kirche erfahrenen Erdenwdrklich-
keiten vor allem infolge verderbender Verzerrungen und Mißstände
das eigentlich Gesollte fast nicht mehr erkennen lassen. Für seine
Betrachtungen und Forderungen an Reich und Kirche sind ihm
Grundwollen und Zielsetzung, Bestimmungen und Festlegungen des
ursprünglichen Reichs, d. h. zumal der reichsbauenden großen deut-