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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0042
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unser eigen wird. Ist doch der Mensch nicht nur die organische
Höchstentwicklung des Welt Organismus in seiner uns möglichen
sinnlichen Erfalirbarkeit: der die Weltentwicklung krönende und
umfassende menschliche Geist ist die vermutungsweise abtastende
wie abtastbare Form der Welt; und die höchste Wesenskraft der
Welt, d. h. des Menschen in ihr, umgreift alle niederen erst zu
wahrer Einheit. Denn den Menschen beherrscht eine engste Bezie-
hung und Vereinigung als das eine Lebensgesetz, gemäß dem die
Seele gleichsam in den Körper hinab, der Leib gleichsam in die
Seele hinaufsteigt zu dem einen umfassenden Lebensvollzug. In
dieser Weise findet jedes untere Vermögen in dein ihm jeweils
obgeordneten seine in ihm selbst schon angelegte, doch über sich
selbst erhöhende Erfüllung. So ist die vernünftige Einsicht die
eigentümlich menschliche Überkrönung des auch in Tieren spuren-
haft vorhandenen Verstandes, der in mannigfaltigen abtastenden
Einzelschlüssen seine Folgerungen zieht. Die einsichtige Vernunft
des Menschen aber in ihrer nicht mehr nur vernünftigen, sich voll-
endenden Verwirklichung ist unmittelbar der in ihr erstrahlenden
Wahrheit, der ewigen Weisheit selbst, dem erst eigentlich erleuch-
tenden Lichte für unsere Vernunft, verbunden, dem Worte Gottes
als dem erfüllenden Gesetze unserer geistigen Natur. Sehr ver-
schieden ist diese Verbindung Wirklichkeit. Inwieweit die vernünf-
tige Seele an der ewigen Weisheit in tätiger Ausrichtung teilnimmt,
insoweit ist sie ihr geeint. Denn das ewige Wort, die ewige Weis-
heit, senkt sich durch ihr Licht, ihre Güte, gemäß der mehr oder
weniger bereiten Verfassung, der Aufnahmefähigkeit der Seele, ihr
ein. Diese Weisheit, dies Wort Gottes ist in sich selbst Vernunft-
grund und Einfaltung allen Seins. In der Vielfalt seiner Anders-
heit nimmt alles Erschaffene an diesem Worte Gottes in aus-
faltender Weise teil; an dessen eigenem Wiesein jedoch hat nichts
teil. Und gerade an der Einheit dieses alles umfassenden Wortes
vermag die Verschiedenheit in ihrer Fülle, die immer wieder andere
Eigenart all der vielen Teilnehmenden aufs möglichst beste teilzu-
nehmen. Dennoch ist dies Wort für alle nur das eine und gleiche
Maß, der eine und gleiche Weg des Friedens, d. h. des Rechten.
In erfüllter Teilhabe, in Verbindung mit diesem gleich-wesentlichen
Sich-selbst-spiegeln und Ebenbilde des Schöpfergottes, in dessen
Widerstrahl, ist das natürliche Gesetz unseres einsichtigen Geistes
lebendiges Abbild des wesenhaften Wortes Gottes, ist es Wegweiser
und selbst Weg des rechten Tuns und Lassens, auf die bestmögliche
 
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