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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0055
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Cusanus-Studien: III. Kirche u. Reich i. Schrifttum des Nikolaus von Gues. 45

hoffen, daß die Mehrzahl der sich äußerlich zum Glauben Beken-
nenden auch wirklich im Glauben beharre42.
Denn aufs bestmögliche ist diese Kirche gegründet, deren
eigentlicher tragender Grundstein Christus selbst ist. Und wenn
um der sinnlich erfahrbaren Festgegründetheit der Kirche willen
zu Petrus gesagt wurde: Du bist Petrus, d. b. der Fels . . ., so ver-
stehen wir doch unter dem Felsen selbst, den Petrus bezeichnete,
Christus, den er bekannt hatte. In dieser neuen Benennung war
in 'Petrus’ die personhafte Vertretung der Kirche gegeben. Chri-
stus sprach so zu Petrus -— da dieser als erster unter den Aposteln,
unter den Nationen, das Fundament des Glaubens gesetzt und in
seinem ersten Glaubensbekenntnis gleichsam die erscheinende
Kirche der Glaubenden eingefaltet vorgestellt und vertreten
hatte -— als er von der Kirche reden wollte. Und auf daß diese
Kirche durch alle Zeiten in Einheit und innerer Übereinstimmung
beharre, daß die Gelegenheit zur Spaltung behoben würde, deshalb
wurde Petrus unter gleichen Aposteln doch vor die anderen Apostel
zu einer wirklichen Vorstandscbaft herausgewählt und als Haupt
der Glaubenden eingesetzt. — Sowohl in seinem Glauben und
dessen Bekenntnis wie in der Vorrangschaft seines Apostolats ver-
trat Petrus also in seiner Person die in ihr vorgestellte Allgemein-
heit, die Kirche. Er ist in seinem. Glauben, den er als erster be-
kannt hat, dem ersten Menschen, dem Urvater aller vergleichbar.
Und auch die ganze Fülle aller in der Kirche für deren Erhaltung
und Leitung möglichen Machtverteilung ist in ihrer Weise aufs
geordnetste und schönste in Petrus zusammengefaßt. Daher meint
der Begriff der allumfassenden Kirche in dem vermutungshaften,
sinnlich bedingten Sinne einer stets wachsenden Ausfaltung, daß
die auf Petrus gegründete Kirche in ununterbrochener Entfaltungs-
folge immer weniger eingeengt und nur-eingefaltet, immer mehr
durchgedrungen, über den ganzen Erdkreis ausgedehnt und aus-
gefaltet werde. Die Ausfaltung des nach der Tusxpa benannten, in
seinem Glaubensbekenntnis die Kirche einfaltenden Petrus ist das
eine Gesamt des kirchlichen Körpers durch die Länder und Zeiten.
Das eine Bekenntnis wie die Einung aller Gläubigen in ihm wird
von allen verschiedenen, und notwendig verschiedenen, einzelnen
Kirchengliedern in verschiedenfältigster Weise ausgefaltet und
ausgesprochen. So besteht das eine und gleiche Bekenntnis, das
Petrus im Namen aller sprach, als ein Ganzes in einem Ganzen
und jedem von dessen Gliedern, so ist an ihm das Ganze und jeder
 
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