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Elisabeth BohnenstIdt:
im Gefolge. Die Worte Christi: „Wer glaubt und sich taufen läßt,
wird selig werden“ zeigen als notwendig an, daß dies von allen
Heiligen verwirklicht werde. Daher kann es nicht von der sicht-
baren Taufe gemeint sein, sondern von der unsichtbaren Wieder-
geburt, die durch den Glauben vollzogen wird. So ist, da Christus
sagt: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und
sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in
euch haben“, dies nicht von der sichtbaren und sakramentalen
Speise verstanden, sondern von der geistigen. In jener Rede von
Kapernaum zeigte Christus an, daß er das Wort des Lebens ist,
das Leben gewährt, und daß dies fleischgewordene Wort Sohn der
M enschen sei. Mit den angeführten Worten weist er auf das not-
wendige Anhängen und Verhaftetsein des Christen in ihm. Ob dies
Anhaften Glaube genannt wird oder Einkörperung, Einverleibung
in den Leib Christi oder geistige Erneuerung, durch die die Seele
lebt, daß sie also im Leben stehe und das Leben in ihr, oder wie
man sonst es nenne, so ist dies von so höchster Notwendigkeit und
allen Sakramenten in so weitem Abstande vorausgehend, daß ohne
solches niemals jemand leben konnte noch kann, wenn auch viele,
die lebten oder leben, aller sichtbaren Zeichen entbehrten. Doch
obwohl kein Zweifel besteht, daß kein Sakrament unbedingt not-
wendig empfangen werden muß, so muß doch jeder Christ zugeben,
daß er nach Möglichkeit, nach Bedingung und Veranlagung, in
rechter Ehrfurcht zum Sakramente, dem äußeren Zeichen seines
Glaubens, hinzuzutreten hat. Denn durch Glauben erfassen wir
hier, d. h. unter sakramentalen Zeichen. Nicht wäre gläubig, wer
nicht den Glauben in Wort und Zeichen, wie sie Christus hierzu
eingesetzt, bekennen wollte. So ist es nötig, das Sakrament der
Einung zu empfangen. Auf diese Weise muß man nämlich den
Glauben daran zeigen, daß die Einkörperung, für die es Zeichen
ist, von Heilsnotwendigkeit sei. In der Einheit des einen Gesamt
des mystischen Leibes Christi steht jeder in der Einheit mit Chri-
stus, an dem von jedem und allen im Sakrament teilgenommen
wird. Der Sinn, das unter Zeichen Bezeichnete, das eigentlich
Geschehende ist natürlich geistig. Und glauben und getauft wer-
den, essen und trinken, und was sonst Ähnliches durch Christus
genannt wird, hat in seinem geistigen Erfüllungssinn keinen Unter-
schied. Ein eines und einziges ist es, was durch all das ausgedrückt
wird, nämlich dies: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht,
Kinder Gottes zu werden“45.
Elisabeth BohnenstIdt:
im Gefolge. Die Worte Christi: „Wer glaubt und sich taufen läßt,
wird selig werden“ zeigen als notwendig an, daß dies von allen
Heiligen verwirklicht werde. Daher kann es nicht von der sicht-
baren Taufe gemeint sein, sondern von der unsichtbaren Wieder-
geburt, die durch den Glauben vollzogen wird. So ist, da Christus
sagt: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und
sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in
euch haben“, dies nicht von der sichtbaren und sakramentalen
Speise verstanden, sondern von der geistigen. In jener Rede von
Kapernaum zeigte Christus an, daß er das Wort des Lebens ist,
das Leben gewährt, und daß dies fleischgewordene Wort Sohn der
M enschen sei. Mit den angeführten Worten weist er auf das not-
wendige Anhängen und Verhaftetsein des Christen in ihm. Ob dies
Anhaften Glaube genannt wird oder Einkörperung, Einverleibung
in den Leib Christi oder geistige Erneuerung, durch die die Seele
lebt, daß sie also im Leben stehe und das Leben in ihr, oder wie
man sonst es nenne, so ist dies von so höchster Notwendigkeit und
allen Sakramenten in so weitem Abstande vorausgehend, daß ohne
solches niemals jemand leben konnte noch kann, wenn auch viele,
die lebten oder leben, aller sichtbaren Zeichen entbehrten. Doch
obwohl kein Zweifel besteht, daß kein Sakrament unbedingt not-
wendig empfangen werden muß, so muß doch jeder Christ zugeben,
daß er nach Möglichkeit, nach Bedingung und Veranlagung, in
rechter Ehrfurcht zum Sakramente, dem äußeren Zeichen seines
Glaubens, hinzuzutreten hat. Denn durch Glauben erfassen wir
hier, d. h. unter sakramentalen Zeichen. Nicht wäre gläubig, wer
nicht den Glauben in Wort und Zeichen, wie sie Christus hierzu
eingesetzt, bekennen wollte. So ist es nötig, das Sakrament der
Einung zu empfangen. Auf diese Weise muß man nämlich den
Glauben daran zeigen, daß die Einkörperung, für die es Zeichen
ist, von Heilsnotwendigkeit sei. In der Einheit des einen Gesamt
des mystischen Leibes Christi steht jeder in der Einheit mit Chri-
stus, an dem von jedem und allen im Sakrament teilgenommen
wird. Der Sinn, das unter Zeichen Bezeichnete, das eigentlich
Geschehende ist natürlich geistig. Und glauben und getauft wer-
den, essen und trinken, und was sonst Ähnliches durch Christus
genannt wird, hat in seinem geistigen Erfüllungssinn keinen Unter-
schied. Ein eines und einziges ist es, was durch all das ausgedrückt
wird, nämlich dies: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht,
Kinder Gottes zu werden“45.