Metadaten

Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0078
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
68

Elisabeth Bohnenstädt:

ger (subiectum materiale) des Amtes ist*). Dieser Träger ist, ob er
das niedrigste oder das höchste Amt bekleidet, ein Glied des kirch-
lichen Körpers, der sich aus allen Gläubigen aufbaut, ein Gläubiger
auf dem Wege wie alle anderen. Als Zugehörige zu diesem einen
Körper der Gläubigen unterstehen die Amtsträger den allen Gläu-
bigen gegebenen Gesetzen und Vorschriften, sind sie ebenso zu
binden und zu lösen, ebenso — was Gnade und Segnung betrifft
-— nur empfangend wie die übrigen. Soweit sich bei Petrus unsere
Betrachtung auf seine eigene Natur bezieht, war er ein Mensch in
der Gnade, ein Christ unter den andern, nicht mehr Gotteskind
als die übrigen. Es ist daher auch heute beim höchsten priester-
lichen Amte der Unterschied zu beachten zwischen der Kirche, um
derentwillen das Papsttum besteht, sowie diesem Papsttum selbst
und dem Menschen, der nur gleichsam stofflicher Träger des Papst-
tums ist. Es kann kein Zweifel darüber herrschen, daß auch der
Papst, als solcher gleichsam die Zusammenfaltung der Kirche,
nichtsdestoweniger ein Gläubiger unter allen anderen Gläubigen
der einen allgemeinen Kirche ist, dieser untertan und verpflichtet.
- Die Verpflichtetheit des Priesters in seinem Amte geht um so
mehr dahin, nicht seine Person vordrängen zu wollen, sie vielmehr
gänzlich zurückzustellen. Wer die reine Frohbotschaft verkündet
und nicht seine eigenen Worte redet, der ist von Christus gesandt.
Dann gilt, daß dem Künder gehorcht werden muß, auch wenn er
selbst böse ist. In solcher Sendung kann der Priester, auch wenn
er persönlich voll Unehrerbietigkeit gegen Gott und bar jeder
Tüchtigkeit ist, der Bezeichnung des Hirten nicht verlustig erklärt
werden und ist er als solcher vom Laien anzunehmen, von welcher
religiösen Tiefe und Weisheit dieser auch erfüllt sein mag. Der
Herr sagte über schlechte Vorsteher: Was sie sagen, das tut; was
sie tun, wollt nicht auch tun; sie sagen das Rechte und tun es
nicht. Das Wirken innerhalb des priesterlichen Dienstes wird als
Heiliges angenommen, auch wenn die Person des Darbietenden
nicht angenommen ist. Wenn einer auch nur in heuchlerischem
Vorgeben einer Zugehörigkeit zur Kirche das Evangelium ver-
kündet, segnet, durch die Sakramente erneuert und wiederbelebt,
so wird aus solchem Dienst dem würdig Empfangenden das Heil
nicht um so weniger dargeboten, weil ja nicht ein Mensch wirkt,
sondern Christus. Jeder Priester muß vor Gott die bange Frage
*) Eine solche Unterscheidung geht, so sehr sie in der Einzelanwendung
manches Mal nicht beachtet wurde, als grundsätzliche durch das ganze MA.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften