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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0108
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Elisabeth Bohnenstädt;

Könige, Christus, dem König der Gerechtigkeit und Wahrheit, ge-
horche, dessen Lehen und Sold das ewige Leben ist. Und wie unter
allen erschaffenen irdischen Lebewesen der Mensch zu Recht der
Letzte, und darin, daß er auf göttliches Gesetz und Vollkommen-
sein angelegt ist, gleichsam das zweckhafte Endziel der Natur ist,
so ist unter allen zielhaften Zwecken des Gesetzes Christus der
Letzte und Äußerste, jedem Glaubenden zur Rechtfertigung und
Vervollkommnung gesetzt. Und alle Könige erkennen an, dazu ihre
Macht von Gott erhalten zu haben, daß sie für Wahrheit und
Gerechtigkeit, die Herrschaftsforderungen des Königtums Christi,
des Fürsten des Lichts, eintreten und sie gegen Falschheit und
Ungerechtigkeit, das bedeutet gegen die Herrschaft des Antichrist,
verteidigen. Überall wird Christus verehrt, weil in jedem ge-
ordneten Königtum Gerechtigkeit und Religiosität an erster
Stelle stehen und das Königtum dieser Welt der Religion, der Bin-
dung an Gott, dient. Es wurden ja daher, d. h. wegen der Sorge,
die sie sich um diese religiöse Bindung der Menschen, um die Gottes-
verehrung, angelegen sein ließen, die heidnischen Kaiser als oberste
Priester, als pontifices maximi, bezeichnet. -— Jede Herrschaft trägt
die öffentlich allgemeine Amtssorge, um in ihr den öffentlich-
allgemeinen Nutzen zu fördern; dieser aber ist der Friede. Auf
diesen Frieden zielen die gesetzliche Rechtspflege und die gerechte
Wertausgleichung und Verteilung der Kräfte; Ursprung und An-
fang des Friedens aber liegt in dem Trachten begründet, die Unter-
geordneten zum ewigen Ziel zu lenken. Als Mittel hierzu helfen
die geheiligten Anweisungen und Einrichtungen der Religionen, die
die Gottesverehrung regeln. Darum ist die vornehmste herrscher-
liche Amtssorge auf deren Einhaltung bedacht; solchem obersten
Bemühen um Religiosität dienen alle übrigen Maßnahmen, auf jenes
sind diese ausgerichtet. — Ein wahrer König schreibt nicht das
geringste Böse vor, sondern richtet seine ganze Herrschaft auf das
Ziel des Guten ein. Würde etwas gefordert, was göttlichem Gesetze
entgegensteht, so nähme solche Forderung offenkundig nicht an
der göttlichen Herrschaft teil, und es würde ihr nicht ungestraft
gehorcht. -— Christus ist der König aller Religionen, aller Weisen
des An-Gott-gebunden-seins. Die Religion selbst jedoch hat ihr Ziel
nicht in dieser Welt, sie ordnet vielmehr das Königtum dieser Welt,
daß es himmlisch werde. Insofern und daher ist Christus eigentlich
nicht ein König in dieser Welt der Ausfaltungen, sondern der religio,
vor der alle Könige dieser Welt ihre Häupter neigen. Christus lenkt
 
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