Metadaten

Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0125
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Cusanus-Studien: III. Kirche u. Reich i. Schrifttum des Nikolaus von Gues. 115

jener Jahrhunderte lebendig war. Seine zwar nur streiflichtartig
gegebenen Bemerkungen vermitteln uns Heutigen noch etwas von
jenem lebendigen Bilde des Reiches, wie es, durch die großen
deutschen Kaiser und ihr Werk geformt, im Herzen des mittel-
alterlichen deutschen Volkes mehr unbewußt oder mehr bewußt
gewohnt hat.
Man wirft Nikolaus v. Cues zuweilen vor, daß er nicht genug
in seine eigene Zeit und deren Neuwerdendes geschaut habe. Das
Recht aber, in all seinem Schreiben und Reden, Predigen, Planen
und Vorschlägen, Reformator 'nur des Alten zu sein, hat er sich
erkauft mit seiner ganzen Lebenskraft, seinem ganzen Wirkversuch
auch. Als Konzilsteilnehmer in Basel, als um Einigung werbender
Gesandter der Westkirche in Konstantinopel, als Bote und Ver-
treter von Konzil, Papst, Kaiser an verschiedenen Fürstenhöfen,
in verschiedenen Versammlungen, als Verteidiger Eugens IV. gegen
Felix V., den Gegenpapst, und dessen Anhänger, als reformversu-
chender Legat wandernd durch die deutschen Lande, als Bischof
von Brixen, d. h. auch Reichsfürst, als Flüchtling und doch un-
bequemer Mahner in der Kurie, und in seinem letzten, schon tod-
überschatteten Einsatz in der Notlage der abendländischen Christen-
heit gegen den hereinbrechenden Osten, auch hier wieder als ein
Führer der Deutschen : es ist der tragische Vollendungsweg eines
Suchers und Rufers nach der einen heiligen allgemeinen Kirche
und nach dem Kaiser und dem Reich der Deutschen77.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften