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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0143
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Cusanus-Studien: III. Kirche u. Reich i. Schrifttum des Nikolaus von Cues. 133

versuchen, sie wieder an die rechte Stelle, in rechte Abgrenzung, in die rechte
Beleuchtung zu rücken.
70 C.C. I Libr. cap. I 684, I VI 701/02, X 704; 111 I 780, XLI 822,
823/24; Ep. I 827.
Spricht Cusanus vom Reiche als vom Körper der Kirche, so kommt hier
vor allem die besondere Geltung, die wesentliche Bedeutung, die für ihn not-
wendig die christliche Kirche hat, zum Ausdruck. Hier kommen selbst Be-
griffe, die in der Papstverherrlichung ihre betonte Anwendung fanden, wie
z. B. das Sonne/Mond-Bild, zur Wiedergabe, doch in ihrem auf geistlich-
Sakramentales bezogenen Grundsinn. -— Und wenn inneres Ergriffensein vom
Zusammenfall alles Verschiedenen in Gott, dem einen Absoluten, wie in Ep. 1
(1439), eine abbildliche Deutung im besonderen für die "gleichsam absolute’
Zusammenfassung kirchlicher Macht im Oberhaupt der Kirche, dem Papste,
sucht, so bleibt es doch nicht nur bei einer Bezogenheit des Abbildhaften auf
den Papst allein; vielmehr meint z. B. der Gedanke vom "Fürstentum in der
Kirche’ im Grunde jenes in Gott eine und von ihm zu verschiedener Ausfal-
tung verliehene Amt, dem sowohl Papst wie Kaiser verwaltend dienen
müssen. Aber man spürt auch wieder einen Versuch, aus möglichst tiefem
Verstehen und Begründen ein Wahres und Wirkliches in dem Anspruch auf
die Heilsnotwendigkeit der Kirche, wie er vom Papst Bonil'atius zuschärfst
aufgestellt wurde, zu suchen und anzuerkennen (zumal dieser Versuch in eine
Zeit fällt, die ihm eine kirchliche Einheit, ja Wiedervereinigung, als dringende
allgemeine Heilsnotwendigkeit wies). — Deutlich genug aber, deutlich genug
jedenfalls im Zusammenhang mit allen übrigen derartigen Hinweisen, ist auch
das ausgesprochen, was die cusanische Auffassung von Reich und Kirche und
ihrer gegenseitigen Beziehung bestimmt und im Grundzug umreißt: Beider
eine Wurzel ist Gott, von Gott allein her gesehen: Gottes Macht, auch von
den Menschen her: Gottes (inneres) Reich, ecclesia ipsa. (Vgl. Anm. 67.)
71 C.C. 111 VII 788, 789, XII 793, XIII 796, XIV 796/97, XV 797,
XVII 799, XVIII 800, XXII 803, XXIV 808, XL 820, 21.
Dem Kaiser, dem obersten Wächter im christlichen Reich, d. h. in Reich
und Kirche, sagt Cusanus C.C. III XXV 808: „In diesem heiligen Basler Konzil
hast du — nicht ohne größte Mühe und Mühsal — dich (erfolgreich) bestrebt,
unser Haupt, den römischen Papst, zur Einheit, d. h. unter die Glieder der
Kirche zurückzuführen. (Gedacht wird an die zeitweilige, durch Vermittlung
des Kaisers zustandegekommene Anerkennung des Konzils durch Eugen IV.)
Nun bleibt noch übrig, daß du die anderen, die Bewohner des vor kurzem
noch so blühenden böhmischen Königreiches zurückführst. — (Zur Lösung der
böhmischen Frage meint Cusanus:) Wenn das, was die Demut fordert, nach
rechter Ordnung durchgeführt wird, versagt sich auch nicht der Sieg im
Kampfe. Nicht können die Aufrührer mit teuflischer Hartnäckigkeit denen
obsiegen, die ihnen mit den Waffen Christi, Liebe und Demut, entgegentreten,
die allein Christus suchen. Kann ihnen auch nicht schnell der Geist des
Herrn eingegossen werden: sind sie etwas zum Besinnen gekommen, so wer-
den sie bei täglichem Umgang mit wahren Christgläubigen in sich gehen und
schließlich einsehen, daß sie in dem, worin sie sich, auf ihre eigene Klugheit
gestützt, gegen das allgemeine Urteil hochmütig erhoben haben, töricht sind.“
 
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