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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0182
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182

J. Koch und H. Teske Cusanus-Texte: I. Predigten, 6.

Betrachten wir diese chronologische Frage aber auch von den
Daten im Leben des Qusanus aus, die bereits feststehen. Wie
liegen die Dinge, wenn man annimmt, die beiden Augsburger Pre-
digten seien am 25. Dezember 1440 und 1. Januar 1441 gehalten?
Zwei Daten liegen hier fest: kurz nach dem 9. November 1440
verließ Qusanus als Gesandter Eugens IV. Florenz* 1, am 5. Januar
1441 kam er mit seinen Begleitern in Nürnberg an2. Da Augs-
burg auf dem Wege liegt, scheint alles ausgezeichnet zueinander
zu stimmen. Nun sind die päpstlichen Gesandten aber nicht direkt
nach Nürnberg gereist, sondern haben den durch die Verlegung des
Reichstages vom 30. November 1440 auf den 6. Januar 1441 ge-
wonnenen Zeitraum benutzt, um nach Trier zu reisen und den
dortigen Erzbischof für die Sache des Papstes Eugen zu gewinnen.
Wann sie in Trier angekommen sind und wie lange sie sich dort
torie Jubileos ipsa explicat per quinquaginta, ut vni solari revolucioni Gristi
solis iusticie vna anni domini revolucio in peregrinacione ecclesie correspon-
deat. Tali enim racione connicimus plus quam quinque ( vorher aus gestrichen:
plures quam quatuor; über plures aus gestrichen: non minus, und am Rande
neben connicimus: pene ) usque ad ecclesie resurrectionem restare jubileos et
sic nos nunc annum xij Jubilei < die drei letzten Worte am Rand hinzugefügt >
28m (nicht verbessert) agere (dahinter ausgestrichen: Jubileum qui quadrien-
nio terminabitur cum nunc agatur; über quadr. aus gestrichen: tricesimo ), cum
(über der Zeile nachgefügt) a Cristi ascensione 1412 anni hoc tempore (beide
Worte über der Zeile nachgefügt ) numerentur effluxi.“ — Die Korrekturen wäh-
rend der Arbeit sind höchst aufschlußreich. Zunächst hat Cusanus die Ju-
biläen von 1—50, d. h. also von dem angenommenen Geburtsjahr Christi an
berechnet; dann ändert er diese Berechnung und geht von Christi Himmel-
fahrt aus, die er ins Jahr 34 verlegt. Die nicht korrigierte Zahl 28m enthält
einen doppelten Fehler; nach Jubilei müßte es heißen: 28vi. Wichtiger ist,
daß es sich — man mag die eine oder andere Berechnung nehmen — um das
29. Jubiläum handelt. Sieht man davon ab, so führen die Angaben des Cu-
sanus ins Jahr 1446; das wird durch die Mainzer Hs. II 274 (f. 44rb), die
anscheinend eine unmittelbare Abschrift des Originals ist, bestätigt: ,,Explicit
tractatulus brevis de ultimis diebus seculi secundum consideracionem Magistri
Nicolai de Cußa quem conscripsit et complevit penultima Augusti Anno do-
mini 1446° in Moguncia.“
1 Vgl. Deutsche Reichstagsakten XV, 1. Abt., Nr. 280, S. 507: Papst
Eugen IV. schreibt dem Iacobus de Oratoribus, er solle mit Iohannes
Carvajal und Nicolaus von Cues sein Gesandter in Nürnberg sein. Er
befiehlt ihm ,,ut Iohannem et Nicolaum oratores memoratos, qui paulo post
hinc recessuri sint, in civitate Tarvisina convenias.“
2 Vgl. a.a.O. Nr. 292, S. 518: Bericht des Iohannes de Segovia über
die Ankunft der päpstlichen Gesandten in Nürnberg. In der Anm. 3 wird
auf Chroniken der Deutschen Städte I 410 verwiesen.
 
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