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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0189
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Zweites Kapitel: Literarhistorische Untersuchung. §2.

189

dem er 1448 Magister artium1 geworden war, dozierte er eine Reihe
von Jahren in der Artistenfakultät und studierte gleichzeitig, wohl
besonders bei dem als Gegner des Cusanus bekannten Iohannes
Wenck2, Theologie. Wie seine Lehrer stand er der via antiqua
nahe3. Bekannt ist der Vorstoß gegen die Lehrmethode der 'mo-
derni’, den er zusammen mit seinem Lehrer und Kollegen Aich-
mann in der Fakultätssitzung der Artisten am 12. April 1452 unter-
nahm4. Er hatte zur Folge, daß die Fakultät beide für ein halbes
Jahr ihres Lehramtes enthob. Sie beantworteten diese Maßrege-
lung zehn Tage später damit, daß sie ganz auf ihre Lehrtätigkeit
in der Fakultät verzichteten. Während aber Aichmann an der
Universität blieb — er wurde sogar 1459 als licentiatus s. theologiae
Rektor der Universität5 ■— verließ Geist Heidelberg. Ein Jahr
später trat er in die Mainzer Kartause ein und begann am 8. Mai
1453 sein Noviziat6. Anscheinend genoß er als Magister artium
schon während dieser Vorbereitungszeit großes Ansehen unter sei-
nen Mitbrüdern. Er wurde nicht nur zu Predigten und Vorträgen
vor dem Konvent aufgefordert, sondern auch in theologischen und
aszetischen Fragen um seinen Rat gebeten7. So ist es nicht ver-

1 So bezeichnet er sich selbst; z. B. am Schluß der Schrift ,,De bonis
et malis angelis“ (Mainz 161, nicht foliiert): Finitum per me Marcellum Geyst
artium M<agistrum> trium annorum cum quarta anni, in die s. Marie Magda-
lene de sero hora 10, quando et hec materia Dei adiutorio collecta fuit per me.
2 Vgl. Iis. II 44; wie die Hs. 118 zeigt, hat Marcellus die Sentenzen-
vorlesung (1449) nicht bei Wenck gehört.
3 Vgl. G. Ritter, Studien zur Spätscholastik II. Via antiqua und via
moderna auf den deutschen Universitäten des XV. Jahrhunderts, HSB. 1922,
7. Abh., S. 50ff.; Die Heidelberger Universität I, S. 421. 424ff.
4 Vgl. E. Winkelmann, Urkundenbuch der Universität Heidelberg II,
n. 362, 363. G. Ritter, Studien II, S. 57; Die Heidelberger Universität I,
S. 383. Fr. Kard. Ehrle, Der Sentenzenkommentar Peters von Gandia, 1925,
S. 175 f.
5 Vgl. Ehrle, a.a.O., S. 176 Anm. 1. Ritter, Die Heidelberger Uni-
versität I, S. 385. 387. 500.
6 Schreiber sagt, M. Geist sei 1454/55 Novize gewesen. Das richtige
Datum ergibt sich aber ohne Zweifel aus dem Explicit der Kopie von „De
quaerendo Deum“ in Hs. 13, das unten S. 191 Anm. 1 angeführt wird.
Danach hatte Marcellus am 14. 2. 1454 bereits 9 Monate und 6 Tage seines
Noviziates hinter sich.
7 Über die Predigten in Hs. 13 sieh weiter unten S. 191 und Anm. 3.
Hs. 149 enthält f. 170r—171 v Auszüge aus einer Predigt Geists zu Ehren
des Apostels Thomas (21. Dez.). Am Rand von f. 170r findet sich die Be-
merkung: „Nota que secuntur ex quodam sermone fratris Marcelli adhuc
 
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