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Panzer, Friedrich; Wolfram; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 1. Abhandlung): Gahmuret: Quellenstudien zu Wolframs Parzival — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42017#0019
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Gahmuret, Quellenstudien zu Wolframs Parzival

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45. 1). Kaylet leitet daraus (und aus ihrer Rasse) eine gewisse
Einschränkung seiner Anerkennung der so wackeren heidnischen
Kämpfer ab: die vrävelen helde sint nu din. waern si getoufet so die
min und an der hiut nach in getan, so wart gekrcenet nie kein man,
ern hete strits von in genuoc 49. 13. Der Dichter selbst spendet
Sympathie und Achtung ohne jeden konfessionellen Vorbehalt, ja
er lehnt ihn ausdrücklich ab. Er sagt von Belakane: swie si wxre
ein heidenin, mit triuwen wiplicher sin in wibes herze nie geslouj.
ir kiusche was ein reiner touf und ouch der regen, der si begöz, der
wäc, der von ir ougen vlöz üf ir zobel und an ir brust 28. 10, und
von ihrem heidnischen Verehrer Razalic heißt es: der küene swarze
beiden, des lop was virrec unde wit. starb er äne toujen sit, so erkenn
sich über den degen halt, der aller wunder hat gewalt. (43. 4). Da-
gegen wird das Peinliche des Rassenunterschiedes vom Dichter
wiederholt hervorgehoben. Auf die erste Nachricht, die der Burg-
graf Belakanen von Gahmuret bringt, äußert sie ängstlich: er ist
anders danne wir gevar: owi wan txte im daz niht we! 22. 8. Die
Besorgnis erscheint nicht unbegründet, denn gleich da Gahmuret
die Mohren in Zazamanc erschaut hat, heißt es: bi den düht in diu
wile lanc. Und als des trefflichen Burggrafen schwarzes Weib ihn
zum Empfange küßt, sagt uns der Dichter, daß den sonst so frauen-
seligen Helden nach diesem Kusse doch wenc gelüste. Der Dichter
hat Sorge getragen, uns begreiflich zu machen, daß es ihr innerer
Liebreiz war, der Gahmuret zu Belakanen zwang (28. 10ff., 34.
16ff., 35. 20ff.), obgleich ungelich was ir beider hüt (44. 30). Und
da er sie verlassen hat, weist er aus Ferne und Erinnerung jede
Begründung seiner Flucht aus der rassischen Peinlichkeit des Ver-
hältnisses zurück: nu wxnt manc ungewisser man, daz mich ir swerze
jagte dane: die sach ich für die sunnen ane. Seinen wahren Beweg-
grund stellt er 97. 3 eindeutig fest: dö si mich üf von strite bant,
ich liez ir Hute unde lant. Es ist kein Widerspruch der Dichtung,
wenn Gahmuret in seinem Abschiedsbriefe an Belakane 55. 21 ff.
den Glaubensunterschied als die Ursache seines Scheidens bezeich-
net. Gilbert Becket glaubte erst ein Bischofskollegium konsul-
tieren zu müssen, ehe er die Sarazenin heiratete, die die Liebe zu
ihm über Meer und Land getrieben hatte; Gahmuret vermählt
sich der Heidin, die er in tiefem Mitleiden aus ihrer Bedrängnis
befreit hat, ohne den geringsten religiösen Skrupel. Aber er nennt
im Briefe gerade jenen in Wahrheit unmaßgeblichen Grund, weil
seine zuht ihm nicht gestattet, die Frau durch den Hinweis auf das
 
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