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Friedrich Panzer:
rechnen, lehrt Chrestiens Perceval V. 4152, wo der große Vorrat
an Tüchern, Decken, Kissen und Zelten aller Art (tantes et paveil-
lons et trez), mit dem Artus auszieht, als hernois bezeichnet wird.
Die Handlung unserer kleinen Geschichte beruht ja in erster
Linie darauf, daß Isenhart sich ohne Harnisch im gegenwärtigen
Sinne des Wortes in den Kampf stürzt, als Beweis, daß er alles
für die Geliebte zu wagen bereit ist. Der Zug ist nicht erst von
Wolfram erfunden, er begegnet in französischer Epik vor und
nach ihm; vgl. Heinzel a.a.O. 87, S. Singer, Wiener Sitzungs-
ber. 180, S. 52 ff. Für Wolfram darf man mit ziemlicher Be-
stimmtheit annehmen, daß er den Zug aus dem französischen
Thebenroman übernommen hat, über dessen Benützung für die
Vorgeschichte des Parzival weiter unten noch einiges zu sagen sein
wird.
Wenn neben dem Brustharnisch nun in Isenharts harnas ein
großes und kostbares Zelt eine bedeutende Bolle spielt, so könnte
auch da der Thebenroman, in dem große Prunkzelte, mit aus-
gedehnten bildlichen Darstellungen geschmückt, ausführlich ge-
schildert werden (V. 2921 ff., 3979ff.), eine Anregung gegeben haben.
Aber solche Zeltschilderungen sind, entsprechend der auf den
Kreuzfahrten im Morgenlande gewonnenen Anschauung, ein Ge-
meinplatz der französischen Epik der Zeit, vgl. die Zusammen-
stellung von Hilka in seiner Anmerkung zu Chrestiens Perceval
V. 642. Daß die Deutschen auch ohne die Vermittlung französi-
scher Dichtung von diesen Prunkzelten wußten, zeigt das Gedicht
von des Landgrafen Ludwig Kreuzfahrt mit seiner ausführlichen
Schilderung der heidnischen Zeltpracht vor Akkon (1341 ff.). Es
wird dort V. 6002ff. auch von dem reichen Zelte eines jungen
Sarazenenfürsten Arfax erzählt, den ähnlich wie Isenhart die
Minne in den Kampf getrieben hat; die Königin Saphis hatte ihm
Gewährung ihrer Liebe versprochen, so er bewiste des mit voller tete
sich als ein man starc tursticlich. Auf sein kostbares Zelt war das
Bild der Geliebten sowohl außen üf gesniten als inwart geworht. Von
solcher Zier weiß Wolframs Zelt nicht; er spricht nur von seiner
Kostbarkeit, die Waleis und Norgals nicht hätten aufwägen können
(62, 20); im übrigen legt seine Schilderung den Nachdruck auf die
Größe. Man könnte denken, daß ein Prachtzelt ihm vorgeschwebt
habe, das kurz, ehe die fraglichen Parzivalverse geschrieben wur-
den, die deutsche Öffentlichkeit beschäftigt hat; ich meine das
Riesenzelt, das Friedrich der Rotbart auf dem Zuge ins heilige
Friedrich Panzer:
rechnen, lehrt Chrestiens Perceval V. 4152, wo der große Vorrat
an Tüchern, Decken, Kissen und Zelten aller Art (tantes et paveil-
lons et trez), mit dem Artus auszieht, als hernois bezeichnet wird.
Die Handlung unserer kleinen Geschichte beruht ja in erster
Linie darauf, daß Isenhart sich ohne Harnisch im gegenwärtigen
Sinne des Wortes in den Kampf stürzt, als Beweis, daß er alles
für die Geliebte zu wagen bereit ist. Der Zug ist nicht erst von
Wolfram erfunden, er begegnet in französischer Epik vor und
nach ihm; vgl. Heinzel a.a.O. 87, S. Singer, Wiener Sitzungs-
ber. 180, S. 52 ff. Für Wolfram darf man mit ziemlicher Be-
stimmtheit annehmen, daß er den Zug aus dem französischen
Thebenroman übernommen hat, über dessen Benützung für die
Vorgeschichte des Parzival weiter unten noch einiges zu sagen sein
wird.
Wenn neben dem Brustharnisch nun in Isenharts harnas ein
großes und kostbares Zelt eine bedeutende Bolle spielt, so könnte
auch da der Thebenroman, in dem große Prunkzelte, mit aus-
gedehnten bildlichen Darstellungen geschmückt, ausführlich ge-
schildert werden (V. 2921 ff., 3979ff.), eine Anregung gegeben haben.
Aber solche Zeltschilderungen sind, entsprechend der auf den
Kreuzfahrten im Morgenlande gewonnenen Anschauung, ein Ge-
meinplatz der französischen Epik der Zeit, vgl. die Zusammen-
stellung von Hilka in seiner Anmerkung zu Chrestiens Perceval
V. 642. Daß die Deutschen auch ohne die Vermittlung französi-
scher Dichtung von diesen Prunkzelten wußten, zeigt das Gedicht
von des Landgrafen Ludwig Kreuzfahrt mit seiner ausführlichen
Schilderung der heidnischen Zeltpracht vor Akkon (1341 ff.). Es
wird dort V. 6002ff. auch von dem reichen Zelte eines jungen
Sarazenenfürsten Arfax erzählt, den ähnlich wie Isenhart die
Minne in den Kampf getrieben hat; die Königin Saphis hatte ihm
Gewährung ihrer Liebe versprochen, so er bewiste des mit voller tete
sich als ein man starc tursticlich. Auf sein kostbares Zelt war das
Bild der Geliebten sowohl außen üf gesniten als inwart geworht. Von
solcher Zier weiß Wolframs Zelt nicht; er spricht nur von seiner
Kostbarkeit, die Waleis und Norgals nicht hätten aufwägen können
(62, 20); im übrigen legt seine Schilderung den Nachdruck auf die
Größe. Man könnte denken, daß ein Prachtzelt ihm vorgeschwebt
habe, das kurz, ehe die fraglichen Parzivalverse geschrieben wur-
den, die deutsche Öffentlichkeit beschäftigt hat; ich meine das
Riesenzelt, das Friedrich der Rotbart auf dem Zuge ins heilige