Der Name des Nikolaus von Cues
17
soll, den Endkonsonanten Σ vernachlässigen, also nur mit dem
Gefüge ΚΛ arbeiten. Da dieses aber wieder auf das triliterale
Schema des Hebräischen ergänzt werden muß, so müssen wir einen
schwachen Konsonanten zur Aushilfe hinzunehmen. Unter diesen
Gesichtspunkten ergibt sich die Möglichkeit, an Π*?!? qäläh und
qäläch = ausströmen zu denken58; damit verbindet sich oft die
Nebenbedeutung Schmutz, Unrat, übertragen Schande, Unsittlich-
keit mit besonderem Hinblick auf das Sexuelle59. — Zu beachten
ist, daß efjusio bei Hieronymus nur zur Erklärung von Nicolaitae,
nicht von Nicolaus benutzt wird. Wir werden noch zu fragen
haben, ob hier ein besonderer Zusammenhang obwaltet60.
7.
A. Unsere Darlegungen versuchten, die angeblichen „Ety-
mologien“ des Pseudo-Origenes zu Nicolaus und Nicolaitae ver-
ständlich zu machen und hebräische Wörter aufzuzeigen, die jener
bei seinen Namenerklärungen vor Augen gehabt haben mag.
Allein es bleibt doch in all dem etwas Unbefriedigendes, da
in der rein sprachlich betrachteten Ableitung gewisse Gewaltsam-
keiten zu spüren sind. Es erhebt sich damit die Frage, ob denn
hier allein sprachliche Gesichtspunkte mitgewirkt haben oder ob
nicht auch andere Gedanken mitgespielt haben können, welche den
sprachlichen Erklärungsversuchen gewissermaßen die Richtung ge-
wiesen haben und von anderer Seite her deren offenkundige Unzu-
länglichkeit, wenigstens in den Augen des Pseudo-Origenes,
auszugleichen vermochten.
Die damit ausgesprochene Vermutung erhält ihre erste Be-
stätigung durch die Beobachtung, daß bei Pseudo-Origenes wie
bei Hieronymus die Erklärung für Nikolaus in der für die Niko-
58 Zu beachten ist, daß nbp in der griechischen Transkription leicht
einen Zischlaut als Endkonsonanten erhalten konnte, wodurch das Schema
ΚΛΣ wiederhergestellt wäre (freundlicher Hinweis von Herrn Kollegen All-
geier).
59 Levy IV 306ff., Dalman 378. — ‘pVj? (Schande; vgl. Gesenius-
Buhl 708) kommt nach Dalman (378) auch in der Bedeutung Bordell vor.
60 Obwohl es nicht in den Gesichtskreis unserer Fragestellung hinein-
gehört, sei anhangsweise erwähnt, daß das Wort Νικόλαος aus dem Neu-
griechischen in einer besonderen Bedeutung in den neuhebräisch-aramäischen
Sprachschatz übernommen worden ist; es bezeichnet in der Form
und in ähnlichen Gestaltungen eine Dattel- bzw. eine Dattelpalmenart (vgl,
Levy II 439, Dalman 277).
2 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl,. 1939/40. 3. Abh.
17
soll, den Endkonsonanten Σ vernachlässigen, also nur mit dem
Gefüge ΚΛ arbeiten. Da dieses aber wieder auf das triliterale
Schema des Hebräischen ergänzt werden muß, so müssen wir einen
schwachen Konsonanten zur Aushilfe hinzunehmen. Unter diesen
Gesichtspunkten ergibt sich die Möglichkeit, an Π*?!? qäläh und
qäläch = ausströmen zu denken58; damit verbindet sich oft die
Nebenbedeutung Schmutz, Unrat, übertragen Schande, Unsittlich-
keit mit besonderem Hinblick auf das Sexuelle59. — Zu beachten
ist, daß efjusio bei Hieronymus nur zur Erklärung von Nicolaitae,
nicht von Nicolaus benutzt wird. Wir werden noch zu fragen
haben, ob hier ein besonderer Zusammenhang obwaltet60.
7.
A. Unsere Darlegungen versuchten, die angeblichen „Ety-
mologien“ des Pseudo-Origenes zu Nicolaus und Nicolaitae ver-
ständlich zu machen und hebräische Wörter aufzuzeigen, die jener
bei seinen Namenerklärungen vor Augen gehabt haben mag.
Allein es bleibt doch in all dem etwas Unbefriedigendes, da
in der rein sprachlich betrachteten Ableitung gewisse Gewaltsam-
keiten zu spüren sind. Es erhebt sich damit die Frage, ob denn
hier allein sprachliche Gesichtspunkte mitgewirkt haben oder ob
nicht auch andere Gedanken mitgespielt haben können, welche den
sprachlichen Erklärungsversuchen gewissermaßen die Richtung ge-
wiesen haben und von anderer Seite her deren offenkundige Unzu-
länglichkeit, wenigstens in den Augen des Pseudo-Origenes,
auszugleichen vermochten.
Die damit ausgesprochene Vermutung erhält ihre erste Be-
stätigung durch die Beobachtung, daß bei Pseudo-Origenes wie
bei Hieronymus die Erklärung für Nikolaus in der für die Niko-
58 Zu beachten ist, daß nbp in der griechischen Transkription leicht
einen Zischlaut als Endkonsonanten erhalten konnte, wodurch das Schema
ΚΛΣ wiederhergestellt wäre (freundlicher Hinweis von Herrn Kollegen All-
geier).
59 Levy IV 306ff., Dalman 378. — ‘pVj? (Schande; vgl. Gesenius-
Buhl 708) kommt nach Dalman (378) auch in der Bedeutung Bordell vor.
60 Obwohl es nicht in den Gesichtskreis unserer Fragestellung hinein-
gehört, sei anhangsweise erwähnt, daß das Wort Νικόλαος aus dem Neu-
griechischen in einer besonderen Bedeutung in den neuhebräisch-aramäischen
Sprachschatz übernommen worden ist; es bezeichnet in der Form
und in ähnlichen Gestaltungen eine Dattel- bzw. eine Dattelpalmenart (vgl,
Levy II 439, Dalman 277).
2 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl,. 1939/40. 3. Abh.