Der Name des Nikolaus von Cues
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doxe Haltung wird nach drei Richtungen gekennzeichnet: 1. Dog-
matisch sollen sie einer Weltlehre gehuldigt haben, die sie in den
Kreis der heterodoxen Gnostiker verweist. 2. In disziplinärer
Hinsicht wird ihnen der Genuß heidnischer Opferspeisen nach-
gesagt. 3. In ethischer Beziehung werden sie als Libertinisten
geschildert, die gewisse geschlechtliche Fehltritte (Prostituierung
der eignen Frau, allgemeine sexuelle Promiskuität) für erlaubt
angesehen und selbst auch praktiziert hätten.
Stifter der Nikolaiten wird irgendein Nikolaus gewesen sein,
nach dem sie benannt wurden. Es herrschte schon früh Meinungs-
verschiedenheit darüber, ob dies — wie seit Irenäus manche
meinten — der Act. Apost. 6, 5 genannte Diakon Nikolaus von
Antiochien gewesen sei65, oder ob die Nikolaiten dessen Namen
zu Unrecht für sich in Anspruch genommen hätten, oder ob schließ-
lich der erwähnte Diakon Nikolaus gar nichts mit den Nikolaiten
zu tun habe. Wie dem auch sein mag — irgendein Nikolaus wird
mit den Nikolaiten im Zusammenhang gestanden haben.
C. Sieht man nun im Lichte der oben angeführten Beschuldi-
gungen der Nikolaiten die Namensableitungen des Pseudo-Ori-
gen es an, so fällt — wir wollen von der lateinischen Fassung
ausgehen — vielleicht folgendes auf:
a) Der Ausdruck effusio — nur bei Hieronymus und dort
nur für die Nikolaiten gebraucht — kann in besonderer Bedeutung
auch Ausschweifung, Zügellosigkeit besagen66; das würde der an-
geführten Nebenbedeutung von Γύρ und rOp nahekommen.
b) Eine religiöse Gemeinschaft, die so geschildert wird wie die
Nikolaiten, kann sicher im übertragenen Sinne als krank, als ecclesia
languens betrachtet werden.
c) In ihrer gesamten Haltung konnten die Nikolaiten einem
Orthodoxen leicht als Toren, als stulti erscheinen67.
Es ist also möglich, daß Pseudo-Origenes sich von seiner
Meinung über die Nikolaiten hat leiten und bestimmen lassen, als
65 Dieser Ansicht war Hieronymus selbst: Ep. 14 (ad Heliodorum), c. 9
(PL 22, 353; GSEL 54, 57); ep. 133 (ad Ctesiphontem), c. 4 (PL 22, 1153;
CSEL 56, 248); ep. 147 (ad Sabinianum), c. 4 (PL 22, 1198f.; GSEL 56, 319);
dial. advers. Luciferianos (PL 23, 178).
66 Thes. ling. lat. V2 (1931), 225 ff.
67 Man denke an Augustinus: Omnis haereticus . . . stultus (De gest.
Pelag., c. 6; GSEL 42, 71, 9). — Das hebräische /“’DS (kesil) kann auch
Sünder, Gottloser bedeuten (Gesenius-Buhl 352; Levy II 366).
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doxe Haltung wird nach drei Richtungen gekennzeichnet: 1. Dog-
matisch sollen sie einer Weltlehre gehuldigt haben, die sie in den
Kreis der heterodoxen Gnostiker verweist. 2. In disziplinärer
Hinsicht wird ihnen der Genuß heidnischer Opferspeisen nach-
gesagt. 3. In ethischer Beziehung werden sie als Libertinisten
geschildert, die gewisse geschlechtliche Fehltritte (Prostituierung
der eignen Frau, allgemeine sexuelle Promiskuität) für erlaubt
angesehen und selbst auch praktiziert hätten.
Stifter der Nikolaiten wird irgendein Nikolaus gewesen sein,
nach dem sie benannt wurden. Es herrschte schon früh Meinungs-
verschiedenheit darüber, ob dies — wie seit Irenäus manche
meinten — der Act. Apost. 6, 5 genannte Diakon Nikolaus von
Antiochien gewesen sei65, oder ob die Nikolaiten dessen Namen
zu Unrecht für sich in Anspruch genommen hätten, oder ob schließ-
lich der erwähnte Diakon Nikolaus gar nichts mit den Nikolaiten
zu tun habe. Wie dem auch sein mag — irgendein Nikolaus wird
mit den Nikolaiten im Zusammenhang gestanden haben.
C. Sieht man nun im Lichte der oben angeführten Beschuldi-
gungen der Nikolaiten die Namensableitungen des Pseudo-Ori-
gen es an, so fällt — wir wollen von der lateinischen Fassung
ausgehen — vielleicht folgendes auf:
a) Der Ausdruck effusio — nur bei Hieronymus und dort
nur für die Nikolaiten gebraucht — kann in besonderer Bedeutung
auch Ausschweifung, Zügellosigkeit besagen66; das würde der an-
geführten Nebenbedeutung von Γύρ und rOp nahekommen.
b) Eine religiöse Gemeinschaft, die so geschildert wird wie die
Nikolaiten, kann sicher im übertragenen Sinne als krank, als ecclesia
languens betrachtet werden.
c) In ihrer gesamten Haltung konnten die Nikolaiten einem
Orthodoxen leicht als Toren, als stulti erscheinen67.
Es ist also möglich, daß Pseudo-Origenes sich von seiner
Meinung über die Nikolaiten hat leiten und bestimmen lassen, als
65 Dieser Ansicht war Hieronymus selbst: Ep. 14 (ad Heliodorum), c. 9
(PL 22, 353; GSEL 54, 57); ep. 133 (ad Ctesiphontem), c. 4 (PL 22, 1153;
CSEL 56, 248); ep. 147 (ad Sabinianum), c. 4 (PL 22, 1198f.; GSEL 56, 319);
dial. advers. Luciferianos (PL 23, 178).
66 Thes. ling. lat. V2 (1931), 225 ff.
67 Man denke an Augustinus: Omnis haereticus . . . stultus (De gest.
Pelag., c. 6; GSEL 42, 71, 9). — Das hebräische /“’DS (kesil) kann auch
Sünder, Gottloser bedeuten (Gesenius-Buhl 352; Levy II 366).
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