Der Name des Nikolaus von Cues
27
III.
Der Ableitungsversuch des Bernhard von Kraiburg.
Die zweite ,,Etymologie“ von Nikolaus, die hier zur Sprache
kommen soll, läßt sich kürzer behandeln, da sie keinen so ent-
fernten literargeschichtlichen Hintergrund hat. —
Als Nicolaus Gusanus in seiner Eigenschaft als päpstlicher
Legat am 3. Februar 1452 an der Eröffnung einer Provinzialsynode
in Salzburg teilnahm, begrüßte ihn der erzbischöfliche Kanzler
Bernhard von Kraiburg95 mit einer Rede, die uns handschrift-
lich erhalten96 und von Joh. Uebinger aufgefunden worden ist97.
In dieser Ansprache kommt nun ebenfalls ein etymologischer Ab-
leitungsversuch des Namens Nikolaus vor, der teils richtig, teils
falsch ist:
Nicolaus — victoriosa laus, a greco vocabulo nicos, quod, est
victoria, sumpto alteroque latino termino, videlicet laus, in nomine
reservcito98.
Zu dieser „Etymologie“ ist nicht viel zu bemerken: Der Hin-
weis auf νίκος ist zutreffend, die weitere Bezugnahme auf laus
dagegen völlig abwegig.
IV.
Schlußbemerkung.
Begreiflicherweise würde es uns sehr interessieren, zu wissen,
was wohl Nicolaus Gusanus selbst zu solchen Erklärungen seines
eigenen Namens gesagt haben mag. Doch ist uns darüber nichts
bekannt.
im Abendlande. Forschungen zur Volkskunde, Heft 9—12, 1931, S. 362. —
Sollte vielleicht ein Kleriker oder ein fahrender Schüler auf Grund seiner
Kenntnis jener Hieronymus-Tradition (Nicolaus — stultus) diesen Sprach-
gebrauch angeregt haben ?
95 | 1477. Vgl. i. allg. Paul Joachimsohn, Bernhard von Kraiburg.
Beilage zum Jahresbericht des Kgl. Bayerischen Realgymnasiums in Nürn-
berg, Nürnberg 1901, S. 3—36; A. Biglmayer im Lexikon für Theologie und
Kirche II (1931), 204. — Daß Bernhard von Kraiburg dem Kardinal in
gewisser Hinsicht näher gestanden hat, erhellt daraus, daß Nicolaus Gusa-
nus ihn als Gesprächspartner in seinem wichtigen Werk De possest (1460)
auftreten läßt.
96 Cod. lat. Vindob. 3704, fo 138r— 139v.
97 Joh. Uebinger, Kardinallegat Nikolaus Gusanus in Deutschland
1451—52. Historisches Jahrbuch VIII (1887), 629—665; über die genannte
Rede 632ff. — Vgl. Joachimsohn 5ff.
98 Uebinger 633, Anm. 5; Joachimsohn 7, Anm. 1.
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III.
Der Ableitungsversuch des Bernhard von Kraiburg.
Die zweite ,,Etymologie“ von Nikolaus, die hier zur Sprache
kommen soll, läßt sich kürzer behandeln, da sie keinen so ent-
fernten literargeschichtlichen Hintergrund hat. —
Als Nicolaus Gusanus in seiner Eigenschaft als päpstlicher
Legat am 3. Februar 1452 an der Eröffnung einer Provinzialsynode
in Salzburg teilnahm, begrüßte ihn der erzbischöfliche Kanzler
Bernhard von Kraiburg95 mit einer Rede, die uns handschrift-
lich erhalten96 und von Joh. Uebinger aufgefunden worden ist97.
In dieser Ansprache kommt nun ebenfalls ein etymologischer Ab-
leitungsversuch des Namens Nikolaus vor, der teils richtig, teils
falsch ist:
Nicolaus — victoriosa laus, a greco vocabulo nicos, quod, est
victoria, sumpto alteroque latino termino, videlicet laus, in nomine
reservcito98.
Zu dieser „Etymologie“ ist nicht viel zu bemerken: Der Hin-
weis auf νίκος ist zutreffend, die weitere Bezugnahme auf laus
dagegen völlig abwegig.
IV.
Schlußbemerkung.
Begreiflicherweise würde es uns sehr interessieren, zu wissen,
was wohl Nicolaus Gusanus selbst zu solchen Erklärungen seines
eigenen Namens gesagt haben mag. Doch ist uns darüber nichts
bekannt.
im Abendlande. Forschungen zur Volkskunde, Heft 9—12, 1931, S. 362. —
Sollte vielleicht ein Kleriker oder ein fahrender Schüler auf Grund seiner
Kenntnis jener Hieronymus-Tradition (Nicolaus — stultus) diesen Sprach-
gebrauch angeregt haben ?
95 | 1477. Vgl. i. allg. Paul Joachimsohn, Bernhard von Kraiburg.
Beilage zum Jahresbericht des Kgl. Bayerischen Realgymnasiums in Nürn-
berg, Nürnberg 1901, S. 3—36; A. Biglmayer im Lexikon für Theologie und
Kirche II (1931), 204. — Daß Bernhard von Kraiburg dem Kardinal in
gewisser Hinsicht näher gestanden hat, erhellt daraus, daß Nicolaus Gusa-
nus ihn als Gesprächspartner in seinem wichtigen Werk De possest (1460)
auftreten läßt.
96 Cod. lat. Vindob. 3704, fo 138r— 139v.
97 Joh. Uebinger, Kardinallegat Nikolaus Gusanus in Deutschland
1451—52. Historisches Jahrbuch VIII (1887), 629—665; über die genannte
Rede 632ff. — Vgl. Joachimsohn 5ff.
98 Uebinger 633, Anm. 5; Joachimsohn 7, Anm. 1.