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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 3. Abhandlung): Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42019#0005
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Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chrouologie 5

Caius, mit dem Zweck des Werkes in ziemlich losem Zusammen-
hang stehen, bald rein notizenhaft und skizzenartig. Auch die
chronologische Folge der Darstellung wird jetzt oft durchbrochen.
Ein Teil des hier gebotenen Materials behandelt römische Kaiser-
geschichte, die nach einer zuerst von Mommsen1 ausgesprochenen
Vermutung auf den römischen Patrizier Gluvius Rufus zurück-
gehen wird. Aus diesen Quellen stammen wahrscheinlich die Be-
richte über römische und parthische Dinge2. Mit diesen Abschnit-
ten über römisch-parthische Geschichte sind mehrfach Nachrichten
über einzelne Herodeer, besonders über Arippa I. verbunden, die
in der vorliegenden Ausführlichkeit und mit ihrem ausgesprochen
herodeischen Familieninteresse schwerlich dem römischen Autor
zuzuweisen sind. Mit besonderer Vorliebe wird Agrippa I. behan-
delt; aber auch über seinen Bruder Herodes von Chalkis und seinen
Oheim Philippos wird freundlich geurteilt. Daß der Tetrarch Hero-
des und Herodias ein ungünstiges Urteil erfahren, ist bei deren
Feindschaft gegen Agrippa I. nicht zu verwundern. Bemerkens-
wert dagegen ist, daß auch über die Kinder Agrippas I., den jün-
geren Agrippa und seine drei Schwestern, zwar nicht feindlich,
aber auch keineswegs freundlich gesprochen wird. Ihr Verhalten
wird mehrfach getadelt, so dasjenige Agrippas II. XX 189—196.
211—212, Berenikes XX 145—146, Drusillas XX 139. 141—144;
während das gesetzliche Verhalten Agrippas I. gerühmt wird, wird
die ungesetzliche Haltung seiner Kinder und ihrAbfall vom Juden-
tum gerügt. Damit ist schon erwiesen, daß diese Nachrichten nicht
auf persönliche Erinnerungen des Josephus zurückgehen; denn
dieser hätte den Ααυμασιώτατος Άγρίππας, wie er Agrippa II. noch
gegen Ende seines Lebens (c. Ap. I 51) nennt, schwerlich von sich
aus so unfreundlich behandelt. Auch hier zeigt sich, daß diese
Nachrichten über die Herodeer aus einer Quelle stammen, die dem
älteren Agrippa persönlich nahestand, während sie den jün-
geren Herodeern abhold war. Es ist offenbar derselbe Autor, der
XVI 187 erklärt hat, daß er viele Nachkommen des Herodes, und
zwar noch als Könige regierende, hochachte, daß er aber durch seinen
Freimut ihren Zorn erregt habe.
Dieser gesamte historische Stoff in Buch XVIII—XX stammt
also wiederum aus dem Anonymus, der ihn erstmalig gesammelt
und zusammengeflochten hat, und zwar, was die herodeischen
1 Hermes IV, 295ff.
2 Vgl. Ed. Norden, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum XVI, 1913, 640.
 
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