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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 3. Abhandlung): Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42019#0017
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Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie 17

und des letzteren Sohn Ananos. Der Prozeß in Rom wird durch
die Fürsprache Agrippas II. zugunsten der Juden entschieden
(XX 134—136 bell. II 245—246); der in den Streit verwickelte
Prokurator Cumanus wird abgesetzt.
Nach III 320 soll Ismael bereits zur Zeit der berühmten
Hungersnot unter Claudius im Amte gewesen sein. Diese Hungers-
not in Rom erwähnt Tacitus (ann. XII 43) unter den Prodigien
des Jahre 51, sie fiel also in den Winter 50—51. Dazu stimmt,
daß Eusebius die Hungersnot in Rom ins Jahr 50 und die in
Griechenland ins Jahr 49 setzt1. In Palästina wird sie noch etwas
früher begonnen haben, denn nach Josephus (XX 101) fiel sie
bereits unter die Prokuratur des Tiberius Alexander, dessen letztes
Amtsjahr 48/49 war2. Wenn das vorhergehende Jahr 47/48 ein
Sabbatjahr war3, so hätte das die Not der Juden noch verschärft.
Damals half die Königin Helena von Adiabene, die berühmte Pro-
selytin, ihren Glaubensgenossen in Judäa durch Einkauf von
Lebensmitteln (XX 51. 151). Dieselbe Hungersnot wird AG 11, 28
erwähnt: der Prophet Agabos, der mit andern christlichen Pro-
pheten aus Jerusalem nach Antiochia kommt, weissagt, daß „eine
große Hungersnot über die ganze Erde (οικουμένη) kommen werde“.
Der Verfasser datiert diese Hungersnot irrigerweise vor die Ver-
folgung der Gemeinde in Jerusalem durch Agrippa I. im Jahre 444.
Hiernach wäre Ismael, wenn die Datierung III 320 richtig
wäre, schon im Jahre 47/48 Hoherpriester gewesen; Ananias wäre
dann, als er im Jahre 52 nach Rom geschickt wurde, ebenso wie
der nach bell. II 243 mit ihm geschickte Hohepriester Jonathan,
1 Vgl. Ed. Meyer, Ursprung und Anfänge des Christentums III 166.
2 Niese liest nach der Epitome έπί τούτου; die Handschriften und
Eusebius h. e. II 12, 1 lesen έπί τούτοις, ebenso auch Schürer I 567 Anm. 8;
dann hätte die Hungersnot schon unter Cuspius Fadus, dem Vorgänger des
Tiberius Alexander, begonnen.
3 Vgl. Joachim Jeremias ZNW XXVII, 1928, 100.
4 Vgl. Meyer III 168f. Die Verknüpfung von AG 12, 1—23 ist nach
vorn und hinten lose; 12, 25 schließt an 11, 30 an; 12, 24 (= 6, 7 vgl. 9, 31)
ist verbindende Naht. Das Datum der Apostelgeschichte läßt sich nicht da-
mit verteidigen, daß Agabos die Hungersnot erst für die Zukunft weissage,
denn sie hat die sofortige Entsendung der antiochenischen Kollekte zur Folge.
Auch nicht durch Hinweis auf die „beständigen Hungersnöte“ unter der Re-
gierung des Claudius, von denen Sueton (Claud. 18) spricht — diese beziehen
sich auf das ganze Reich —, auch schwerlich durch die Lesart έπί τούτοις
(XX 101 s. ob.), wonach schon unter Cuspius Fadus (seit 44 im Amte) in Judäa
Hungersnot gewesen wäre.
2 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1939/40. 3. Abh.
 
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