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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 3. Abhandlung): Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42019#0009
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Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie 9

40 Jahre abzieht für Simon den Gerechten und 80 Jahre für Ismael,
den Sohn des Phiabi, und nach einigen noch 11 Jahre für Elieser,
den Sohn des Charsom, und dann die anderen berechnet, so bleibt
nicht einmal ein ganzes Jahr für jeden Hohenpriester.“
Man hat also allen Grund, die Liste bei Josephus für voll-
ständig und in ihrer Reihenfolge für richtig zu halten, zumal sie
bis in die Zeit des bestehenden Tempels hinaufreicht. Dagegen hat
die Liste schwerlich chronologische Daten über die Amtszeiten der
einzelnen Hohenpriester enthalten, auch nicht über die jeweilige
Dauer ihrer Amtsführung. Der Schriftsteller, in diesem Lalle der
Anonymus, würde solche Angaben gewiß nicht unterdrückt haben.
Auch eine Nennung der Herrscher oder der römischen Beamten,
die jeweils die Ein- oder Absetzung anordneten, wird die Liste
nicht enthalten haben, wo es sich dabei im Grunde um ein der
gesetzlichen Tradition zuwiderlaufendes Verfahren handelte; in
XV 40 wird es ausdrücklich als „ungesetzlich“ bezeichnet. Man
darf also vermuten, daß der Schriftsteller die Angaben über Ein-
und Absetzung teils aus der Überlieferung oder eigener Erinnerung
schöpfte oder, wo solche versagte, nach eigenem Ermessen in die
Geschichtserzählung seiner Quellen einfügte. Man hat darum ein
Recht, diese Ansetzungen auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen.
II.
1. Ananel aus Babylonien XV 22. 39—41.
2. Aristobulos III., Hasmonäer.
Der Zusammenhang, in den die Notizen über Ananel eingefügt sind,
stammt im wesentlichen aus dem Herodesbiographen, welchen der
Anonymus neben Nikolaos benutzte, d. h. vermutlich aus Ptole-
maios von Askalon. Die Notiz XV 22 ist zwar insofern im Zu-
sammenhang gut verankert, als sie die Entrüstung Alexandras über
die Ernennung eines Fremden (έπίκλητος XV 24) zum Hohen-
priester gut motiviert, und schon Ptolemaios könnte etwas der Art
berichtet haben; aber die Notiz XV 22, die der Hohenpriesterliste
entnommen ist, macht doch, ebenso wie auch XV 39 a [39b — 41J1,
den Eindruck, in den Zusammenhang eingeflickt zu sein, und ver-
rät mit ihrer betonten Gegenüberstellung von επίσημοι, und αση-
μότεροι, den Standpunkt des Anonymus. Ananel wird zugunsten des
Aristobulos abgesetzt (XV 39), aber nach der Ermordung dieses
letzten hasmonäischen Hohenpriesters von neuem eingesetzt (ΧΛ^ 56).

1 XV 40 dagegen ist Ananel αρχιερατικού γένους.
 
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